Moskau/Teheran. Rußland macht Nägel mit Köpfen und dürfte westlichen und israelischen Strategen Kopfzerbrechen bereiten. Ausgerechnet Iran erhält nun schon in naher Zukunft das im Westen gefürchtete russische Flugabwehr-Raketensystem S-300. Das teilte der Leiter des Bereichs Eurasien des Teheraner Zentrums für strategische Forschungen, Mahmood Shoori, jetzt mit. Laut dem Experten befinden sich die Verhandlungen über den Deal derzeit im Abschlußstadium.
Zuvor hatte bereits die iranische Webseite „PressTV“ unter Berufung auf den iranischen Verteidigungsminister Hossein Dehghan gemeldet, daß Rußland „demnächst“ mit der Lieferung von S-300-Systemen in den Iran beginnen wolle. Der größte Teil davon solle noch in diesem Jahr ausgeliefert werden. Dehghan zufolge werden gegenwärtig in Rußland iranische Fachleute ausgebildet, die die S-300-Systeme bedienen sollen.
Moskau und Teheran hatten bereits 2007 einen Vertrag über die Lieferung von S-300-Systemen im Wert von rund 900 Millionen US-Dollar geschlossen. Nach der Verabschiedung der UN-Sanktionen gegen den Iran hatte der damalige russische Präsident Medwedew das international umstrittene Raketengeschäft allerdings storniert. Teheran reagierte darauf mit einer Klage gegen Rußland vor einem internationalen Schiedsgericht und forderte 4,2 Milliarden US-Dollar zurück. Diese Querelen sind vom Tisch, seit der jetzige Kremlchef Putin im April 2015 die Aufhebung des Lieferverbots verfügte.
Das noch in Zeiten der UdSSR entwickelte Flugabwehr-Raketensystem S-300 gilt bei westlichen Militärs als extrem leistungsfähig und zerstört mit präziser Lenktechnik gegnerische Flugzeuge oder Raketen. Dabei ortet eine mobile Radarstation das Ziel, das daraufhin von Raketen mit einem speziellen Erfassungssystem und bis zu 200 Kilometer Reichweite angesteuert wird. Das S-300-System gilt wegen seiner Präzision und seiner Reichweite weltweit als eines der effizientesten Flugabwehrsysteme.
Vor allem Israel hat erhebliche Sicherheitsbedenken: Nach Einschätzung von Beobachtern könnten die russischen Raketensysteme dazu dienen, iranische Atomanlagen vor Luftangriffen zu schützen. Auch Moskau hatte stets den defensiven Charakter des Waffensystems betont. (mü)
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