Damaskus. Eine Momentaufnahme aus dem Innenleben der Terrormiliz „Islamischer Staat“: in seiner Hochburg Al-Raqqa in Syrien schließt der IS in diesen Tagen alle Frauenkliniken, berichtet die Zeitung „The Indepedent“. Als Grund wurde angegeben, muslimische Frauen dürften sich nicht von männlichen Ärzten behandeln lassen.
Beobachter berichten seit Monaten davon, daß die IS-Herrschaft im syrischen Al-Raqqa zu einer Zunahme von Vergewaltigungen, Zwangsehen mit Minderjährigen, aber auch zur Verfolgung von Ärzten sowie Mangel an notwendigen Medikamenten. Das alles hätte die Gesundheit der Frauen „sehr negativ“ beeinflußt.
Örtlichen Aktivisten zufolge habe der IS die Arbeit von Gynäkologen bereits stark eingeschränkt, da die Anführer die Parole ausgegeben hätten, Männer und Frauen müßten um jeden Preis auseinander gehalten werden. „Viele Ärzte, insbesondere Gynäkologen, sind bereits aus der Stadt geflohen, weil ihre Arbeitsstellen geschlossen und sie selber mit Tod bedroht wurden“, zitiert der „Independent“ einen Aktivisten.
Alle Frauenkliniken, die in Raqqa von Männern geleitet wurden, würden derzeit geschlossen. Zuvor hatten libysche Ärzte, die in den unter IS-Kontrolle stehenden Gebieten leben, eine rasante Zunahme an Fehlgeburten und Geschlechtskrankheiten unter jungen Frauen festgestellt. Will man den Ärzten Glauben schenken, hängt das damit zusammen, daß die jungen Frauen zum Geschlechtsverkehr mit IS-Kämpfern gezwungen werden.
Dem „Independent“ besagt das „Manifest“ über die „Frauenrolle im Islamischen Staat“, daß die Frau in erster Linie Mutter und Hausfrau sein soll. Im „Manifest“ wird außerdem festgeschrieben, daß „es legitim für eine Frau ist, mit neun Jahren zu heiraten“. Der Bedarf an Frauenkliniken wird infolgedessen in den vom IS kontrollierten Regionen im Irak und in Syrien immer größer, da es die Hauptaufgabe einer Frau sei, neue Kämpfer zur Welt zu bringen. (mü)