Finanzstarkes IS-Kalifat: Der IS verkauft Öl für 50 Millionen Dollar pro Monat

24. Oktober 2015
Finanzstarkes IS-Kalifat: Der IS verkauft Öl für 50 Millionen Dollar pro Monat
International
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Foto: Symbolbild

Ankara. Da wird die russische Luftwaffe wohl noch einiges zu tun haben. Die islamistische Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), die weite Teile Syriens und des Irak unter ihre Kontrolle gebracht hat, muß seit einigen Wochen zwar empfindliche Schläge durch russische Kampfflugzeuge und Hubschrauber einstecken. Ihre ökonomische Basis ist aber noch nicht beschädigt. Denn noch verfügt der IS in den von ihm kontrollierten Ölfeldern geradezu über eine eigene Ölindustrie und erwirtschaftet durch den Verkauf von Öl fortwährend gigantische Summen. Experten sprechen von Einnahmen in Höhe von rund 50 Millionen Dollar pro Monat.

Nach Einschätzung der US-Administration sind die riesigen Einnahmen aus dem Ölgeschäft einer der Schlüsselfaktoren für die Macht der Kopfabschneider-Miliz. Mit den Öl-Millionen lassen sich auch Schäden in der Infrastruktur, die durch die aktuellen Bombardements entstehen, relativ schnell wieder beheben. Vertreter des irakischen Geheimdienstes sagten der Nachrichtenagentur AP, weder russische noch amerikanische Bomben hätten bisher nennenswerten Schaden an der Ölindustrie des IS-Kalifats angerichtet.

Insgesamt 161 Ölquellen sollen derzeit vom IS ausgebeutet werden. Die Angaben stammen vom IS selbst, konkret vom „Diwan Al-Rakaez“, der gewissermaßen das Finanzministerium des Terror-Kalifats ist. Der irakische Geheimdienst kommt zu einer ähnlichen Zahl. Weitere 92 Ölquellen befänden sich unter Kontrolle des IS, seien aber derzeit nicht in Betrieb. Die Fördermenge im vom IS kontrollierten Gebiet liegt nach Einschätzung des Energie-Komitees des irakischen Parlaments bei rund 30.000 Barrel in Syrien und weiteren rund 20.000 Barrel im Irak.

Die Schwachstelle des IS-Öl-Managements ist das qualifizierte Personal – daran fehlt es den Islamisten. Nach eigener Darstellung sind 275 Ingenieure und 1.107 Arbeiter an den Ölquellen im Einsatz. Wiederholt sind nach Auffassung von Experten auch Ingenieure und Fachleute sowohl der staatlichen irakischen Ölgesellschaft als auch kurdischer und türkischer Unternehmen abgeworben worden. Die Spezialisten werden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zu den Ölfeldern gebracht. Fachkräfte werden mit Tageslöhnen von 300 bis zu 1.000 Dollar gelockt.

Die Weiterverarbeitung des Rohöls erfolgt nach Geheimdiensterkenntnissen dann meist in kleineren, dezentral organisierten Raffinerien, die zum Teil auf Ladeflächen von LKWs Platz haben. Seit dem Beginn der Luftangriffe ist der IS außerdem dazu übergegangen, das Öl nach der Weiterverarbeitung in relativ kleinen Lieferungen zu exportieren. Das Risiko, daß große Transporte bei Angriffen zerstört werden, ist zu groß.

Weiterverkauft wird das Öl vom IS zu Preisen, die weit unter denen des Weltmarktniveaus liegen. In der US-Administration ist bekannt, daß die Islamisten pro Barrel rund 35 US-Dollar verlangen. Zum Teil werden sogar Preise von nur 10 US-Dollar gehandelt. Die Weltmarktpreise für Rohöl liegen derzeit bei rund 50 US-Dollar.

Weiterverkauft werde das Öl vor allem über Mittelsmänner in der Türkei. Nicht selten werde die Bezahlung dabei über weibliche IS-Mitglieder in Istanbul und Ankara abgewickelt, die weniger Verdacht erwecken.

Die Türkei arbeitet offiziell mit Hochdruck daran, den Ölhandel des IS zu unterbinden. Bis Ende September hätten die türkischen Behörden über 3.000 Schmuggelversuche verhindert und dabei über fünf Millionen Liter Öl beschlagnahmt, heißt es aus Regierungskreisen. Was dort weniger gern gehört wird, ist, daß immer wieder Fälle von Bestechung bekannt werden. Daß die Türkei als Umschlagplatz für IS-Öl vollkommen dichtgemacht wird, halten Fachleute für nahezu ausgeschlossen.

Bei alledem ist das Öl noch nicht einmal die einzige Einnahmequelle des IS. Inzwischen nimmt das Terror-Kalifat sogar eigene Steuern ein – nach Einschätzung eines amerikanischen Finanzbeamten mehrere hundert Millionen Dollar jährlich. Außerdem gelangten die Islamisten durch die Plünderung der Filiale der irakischen Staatsbank in Mossul im Sommer 2014 in den Besitz erheblicher Geldmengen – zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US-Doller sollen die IS-Kämpfer damals in ihren Besitz gebracht haben. Mit dieser Summe läßt sich noch viel Unheil weltweit anrichten. (mü)

 

7 Kommentare

  1. vratko sagt:

    Merken selbst die brutalsten IS-Leute denn eigentlich nicht, daß auch sie nur Marionetten der Wallstreet-Finanzmafia sind? Eben jene, die die weltweiten Kriesen ausgelöst haben und denen es jetzt nicht schnell genug gehen kann, die totale Macht über den gesamten Erdball zu erheischen, jene, die für die Erreichung solcher Ziele jegliche Skrupen abstreifen und bereit sind, über Millionen, wenn nicht sogar über Milliarden von Leichen zu gehen!

  2. Der Rechner sagt:

    „Gigantische Summen“?

    Für einen Staat sind 50 Millionen US-Dollar pro Monat nicht viel. Das sind 600 Millionen Dollar im Jahr, oder etwa 520 Mio Euro. Oder etwa ein vierzehntel der jährlichen Staatseinnahmen Zyperns (858.000 Einwohner).

    Bitte die Kirche im Dorf lassen!

  3. A.S. sagt:

    So wie die Dinge liegen, ist das Terror-Kalifat nur durch massive Offensiven von Bodentruppen zu besiegen.
    Eine von Russland koordinierte und luftunterstützte Operation der syrischen, irakischen, iranischen und kurdischen Verbände wäre ideal.

    • Icke sagt:

      Ja, vollkommen konform mit Dir. Russland sollte es machen. Dann würde wirklich auch was gemacht. Die Amis tun ja nix. Nix? Doch, uns besetzen, zu kontrollieren und zu fluten…. with Refugees.

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