Teilnehmerzahlen aufgehübscht: ARD manipuliert mit altem Filmmaterial

22. Oktober 2015
Teilnehmerzahlen aufgehübscht: ARD manipuliert mit altem Filmmaterial
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Berlin. Qualitätsjournalismus sieht anders aus: die ARD räumte jetzt ein, einen Bericht in der „Tagesschau“ über eine Lichterkette für „Flüchtlinge“ in Berlin manipuliert zu haben. Neben aktuellen Aufnahmen zeigte der Sender dabei auch Bilder einer Antikriegs-Kundgebung von 2003, ohne die Archivaufnahmen als solche kenntlich zu machen. So konnte der Eindruck entstehen, es hätten sich mehr Menschen an der Lichterkette beteiligt. Der Chefredakteur von „ARD-aktuell“, Kai Gniffke, bestätigte dieses Vorgehen inzwischen und räumte ein, auch wenn die Gesamtaussage des fraglichen Berichts den Tatsachen entsprochen habe, hätte die Verwendung der Archivbildsequenz „natürlich unterbleiben müssen“. Qualitätskontrolle habe bei „ARD-aktuell“ einen sehr hohen Stellenwert, betont Gniffke. Wenn die „Tagesschau“ älteres Material ausstrahle, werde normalerweise „ein Datum beziehungsweise der Hinweis ‚Archiv'“ eingeblendet. Man bedaure, daß dies versäumt worden sei.

Der „Tagesschau“-Bericht über eine von der SPD mitorganisierte Lichterkette für Asylbewerber und gegen Fremdenfeindlichkeit war am 17. Oktober ausgestrahlt worden. Statt der erwarteten 30.000 Teilnehnmer fanden sich nur etwa 8.000 ein. Die Errichtung einer durchgängigen Menschenkette quer durch die Stadt scheiterte deshalb an der geringen Resonanz. Die eingespielten etwa drei Sekunden langen Archivsequenzen vermittelten dagegen den Eindruck, es hätten deutlich mehr Personen an der Lichterkette teilgenommen.

Die ARD hat ihren Lichterketten-Beitrag inzwischen aus der Mediathek entfernt. Erst unlängst hatte „ARD-aktuell“-Chefredakteur Gniffke bereits eingeräumt, die von der ARD gesendeten Bilder zur Asylkrise bildeten nicht die ganze Realität ab. So würden vor allem Asylsuchende mit Kindern gezeigt, obwohl die Mehrheit junge kräftige Männer seien. (mü)

Ein Kommentar

  1. Der Rechner sagt:

    Hier schlägt wohl einem Journalisten das Gewissen.

    Etwas, was die allermeisten Systemjournalisten so überhaupt vorhanden bei Betreten des Senders (oder der Redaktion) an der Garderobe abgeben.

    Man darf gespannt sein, wie lange Kai Gniffke noch tragbar ist im öffentlichen Dienst der BRD.

    Wer petzt, wird nämlich gerne von den lieben Kollegen und Vorgesetzten rausgeekelt.

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