Kundus. Beim US-Militär reißt die Pleitenserie nicht ab. Jetzt haben amerikanische Soldaten knapp zwei Wochen nach dem verheerenden Bombenangriff auf ein Krankenhaus der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) im afghanischen Kundus auch noch das Tor der schwerbeschädigten Klinik mit einem Panzerwagen durchbrochen. Wieder spricht das Pentagon von einem „Versehen“.
Inzwischen sickerten Einzelheiten der neuerlichen Panne an die Öffentlichkeit durch. Demnach rammte ein Schützenpanzer mit Soldaten am 15. Oktober das Tor und fuhr auf das Gelände der Klinik. Ein Pentagon-Sprecher bestätigte den Vorfall und sprach von einem Versehen. Die amerikanischen Soldaten hätten „irrtümlich“ gedacht, daß sich im zerbombten Krankenhaus niemand befinde. Mit ihrem Panzer wollten die Soldaten das Gebäude einer „Härteprüfung“ unterziehen, sagte der Sprecher. Er versprach, daß das Pentagon den Schaden ersetzen werde.
Amerikanische Kampfflugzeuge hatten die Klinik in Kundus in der Nacht zum 3. Oktober bombardiert, als sich dort 200 Menschen aufgehalten hatten. Bei dem Bombardement kamen 24 Menschen ums Leben, darunter mehrere Kinder. Das US-Militär bedauerte das „Versehen“. Medienberichte sprechen aber inzwischen auch von einem vorsätzlichen Angriff, weil die US-Luftwaffe pakistanische Taliban-Kämpfer in dem Gebäude vermutete. (mü)