Berlin. Der stellvertretende Geschäftsführer der Lobbyorganisation Pro Asyl, Bernd Mesovic, lehnt den Gesetzentwurf der Bundesregierung ab, der das Ziel hat, minderjährige unbegleitete Flüchtlinge gleichmäßig auf das Bundesgebiet zu verteilen.
„Wir sehen die Probleme einiger Großstädte“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Aber die großflächige Verteilung der Flüchtlinge wird sehr viel mehr Probleme bringen als lösen. In vielen Gegenden ist die Jugendhilfestruktur, die man bräuchte, nicht vorhanden und nicht in kurzer Zeit zu schaffen.“ Nötig sei schließlich auch eine psychosoziale Betreuung angesichts teils traumatischer Erfahrungen der Betroffenen. „Das wird ein längerer Lernprozeß auf dem Rücken der Menschen sein“, so Mesovic weiter. Der Gesetzentwurf von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) sieht vor, minderjährige unbegleitete Flüchtlinge künftig auf Jugendämter im gesamten Bundesgebiet zu verteilen. Bislang gab es diese Umverteilung nur für erwachsene Asylbewerber – durch den anhaltenden Asyl-Ansturm wurden zuletzt jedoch die Kapazitäten in den großen Städten überstrapaziert. Der Gesetzentwurf soll bis Jahresende beraten und beschlossen werden und 2016 in Kraft treten. (lp)