Berlin/Brüssel/Athen. Das ehemalige Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, rechnet damit, daß die internationalen Gläubiger Griechenland im Euro-Schuldenstreit letztlich entgegenkommen werden.
Wie Stark am Donnerstag im rbb-Inforadio sagte, wollen die EU-Staaten, daß Griechenland in der Euro-Zone bleibt. Darauf habe sich die Regierung in Athen eingestellt. Stark: „Die Gläubiger werden einlenken, indem sie weniger Bedingungen stellen und indem sie neues Geld zur Verfügung stellen, um auf jeden Fall und (…) was es auch kosten möge, Griechenland im Euro zu halten.“ Das geschehe vor allem aus politischen Gründen, betonte Stark. So übe die US-Regierung Druck auf die EU aus, Griechenland zu helfen, um zu vermeiden, daß NATO und EU destabilisiert werden.
Der ehemalige EZB-Chefvolkswirt warnte jedoch vor negativen Folgen für die EU, wenn einem Land um jeden Preis geholfen werde, obwohl es sich nicht an Regeln halte und auch nicht willens sei, diese umzusetzen: „Es muss ein Eigeninteresse des Landes da sein, sich aus dem Sumpf zu ziehen.“ Stark wies die Befürchtung zurück, falls Griechenland den Euro aufgeben müsse, könnten danach weitere EU-Länder betroffen sein. Ehemalige Krisenstaaten wie Irland, Spanien und Portugal seien inzwischen auf einem guten Weg und würden von den Finanzmärkten auch anders behandelt. Ein möglicher Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone sei sicherlich eine Belastung, aber „es gibt keine billige Lösung für Griechenland mehr“. (lp)