Komiker: Dieter Nuhr darf wegen Kritik am Islam als „Haßprediger“ bezeichnet werden

19. Mai 2015
Komiker: Dieter Nuhr darf wegen Kritik am Islam als „Haßprediger“ bezeichnet werden
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Stuttgart. Der Komiker Dieter Nuhr muß es sich einem Gerichtsurteil zufolge gefallen lassen, wegen seiner Kritik am Islam als „Haßprediger“ bezeichnet zu werden.

Vor dem Stuttgarter Landgericht scheiterte der Komiker laut einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ mit dem Versuch, dem Muslim Erhat Toka eine solche öffentliche Einschätzung verbieten zu lassen. Vor der 17. Zivilkammer wollten Nuhrs Anwälte eine Abmahnung und Unterlassungserklärung durchsetzen, deren Annahme Toka zuvor verweigert hatte. In Anspielung auf die Freiheit der Kunst, die Nuhr für seine Religionskritik in Anspruch nimmt, hatte sich Toka unter anderem mit dem Argument gewehrt, der Begriff „Haßprediger“ sei nur als Satire zu verstehen. Die Anwälte Nuhrs begründeten die Aufnahme des Rechtsstreits gegenüber dem Blatt damit, daß die Bezeichnung „Haßprediger“ Rechte ihres Mandanten ebenso verletze wie eine Abbildung Nuhrs, die der türkischstämmige Unternehmer im Internet verwendet habe, um Stimmung gegen den Komiker zu machen.

Das Gericht folgte der Argumentation insoweit, daß Toka unter Androhung eines Ordnungsgeldes die Verwendung des Porträtfotos zu unterlassen habe, das er in ein Verbotsschild montiert hatte. Den Begriff „Haßprediger“ beanstandete die Kammer indes nicht und wies die Klage in diesem Punkt ab. Beide Parteien müssen sich die Kosten des Verfahrens teilen. Toka hatte im Herbst vergangenen Jahres Aufsehen erregt, weil er Nuhr Hetze und die Beschimpfung von Religionsgemeinschaften vorgeworfen und ihn angezeigt hatte. Als Beleg diente ein beim Videoportal YouTube verfügbarer Film, der islamkritische Passagen aus Nuhrs Programmen aneinender reiht. Gleichzeitig hatte Toka zu einer Demonstration am Rande eines Gastspiels des preisgekrönten Künstlers in Osnabrück aufgerufen. Der Fall löste eine breite gesellschaftliche Debatte über Satire, die Freiheit der Kunst und den Islam aus. (lp)

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