Vor 100 Jahren gingen in Europa die Lichter aus, und der Erste Weltkrieg begann. Aus diesem Anlaß sind zahlreiche Bücher erschienen, die sich mit der Entstehung, dem Verlauf und den Folgen dieses schrecklichen Völkerringens befassen.
Die neue Studie des renommierten Historikers Walter Post ragt aus dieser Veröffentlichungsflut heraus, denn er rekapituliert nicht nur die lange Vorgeschichte dieses Weltenbrandes, sondern er geht auch auf den Kampf der Geschichtsforscher um die richtige Deutung des Krieges ein. Minutiös legt der Autor dar, wie die Einkreisung des Deutschen Reiches vonstatten ging, deren Startschuß mit der Annäherung Rußlands an Frankreich in den 1890er Jahren fiel. Denn die wahre Revolution der europäischen Verhältnisse war nicht die deutsche Reichseinheit, sondern das Ende der Hegemonie der drei Kaiserreiche Deutschland, Österreich und Rußland über Europa. Ausführlich beschreibt Post die diplomatischen Abläufe im Juli 1914, die mit einer Kette von Kriegserklärungen endeten. Entgegen der heute vorherrschenden Meinung war nach 1918 die Kriegsschuldfrage keineswegs im Sinne des Versailler Diktats beantwortet, vielmehr begann die historische Forschung sehr schnell, die wahren Ursachen des Krieges darzulegen. Den Anfang machte das revolutionäre Rußland, das brisante Akten des Zarenreiches veröffentlichte und so den Schuldvorwurf der Sieger an die Adresse des Kaiserreiches mit harten Fakten widerlegte. Aber auch in den USA und besonders in Deutschland belegten Historiker, daß der Weltkrieg nicht das Ergebnis des Strebens nach Weltmacht, nicht Ursache der deutschen Flottenrüstung oder des Präventivkriegsstrebens gewesen ist. Obwohl die Krisen vor 1914 immer gütlich beigelegt werden konnten, versagte nun die Diplomatie, weil vor allen Dingen Frankreich und Rußland die Lage forcierten und vor Krieg nicht zurückschreckten. (oh)
Walter Post. 1914 – Der unnötige Krieg. 400 S., geb., € 19,95. Gilching: Druffel & Vowinckel Verlag, 2014.
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