Ende der Dollar-Herrschaft? BRICS-Staaten gründen „Gegen-Weltbank“

14. August 2014
Ende der Dollar-Herrschaft? BRICS-Staaten gründen „Gegen-Weltbank“
Dr. Stefan Scheil
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Foto: Symbolbild

Im Schatten der teilweise schrillen öffentlichen Auseinandersetzungen um die Ukraine und die in diesem Zusammenhang nun erstmals von der EU gegen Rußland verhängten Wirtschaftssanktionen vollzieht sich der Abnabelungsprozeß der BRICS-Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China, Südafrika) von der Leitwährung Dollar immer weiter. Mitten im Zentrum der EU, in Luxemburg, wurde mit der Ansiedelung der China Construction Bank (CCB) der Grundstein für ein zweites Weltwährungssystem gelegt. Von hieraus soll zukünftig der weltweite Yuan-Großhandel organisiert werden. Bereits jetzt laufen 18 Prozent des chinesischen Außenhandels in der Yuan-Währung. Bis Ende 2015 könnte dieser Anteil auf 24 Prozent ansteigen. Derzeit werden Yuan-Anleihen in einem Volumen von 30,6 Milliarden Yuan an der Luxemburgischen Börse gehandelt.

Großes Wachstumspotential für den Yuan sieht der luxemburgische Finanzminister Pierre Gramegna, der die weltweite Etablierung des Yuan als wichtigsten währungspolitischen Schritt seit Einführung des Euro bezeichnet. Neben der CCB sind vier weitere chinesische Banken dabei, einen Handelssitz in Luxemburg zu etablieren. Damit möchten sich diese Bankhäuser für die internationale Wirtschaft „sichtbar“ machen und gleichzeitig dafür sorgen, daß ein möglichst großes Handelsvolumen im Yuan getätigt wird. Experten sehen diese Banken-Strategie Pekings im größeren Zusammenhang der Schaffung einer „alternativen Weltwährung“ durch die BRICS-Staaten. Diese soll schlußendlich dem Dollar den Rang als einzige Weltwährung streitig machen.

Bereits im Juli hatten die BRICS-Staaten eine „Gegen-Weltbank“ gegründet. Gemeinsam möchte man Infrastruktur-Projekte finanzieren und dabei von der derzeitigen Weltbank und dem dortigen Einfluß der USA unabhängig werden. Das Gründungskapital für die neue Weltbank stellen. Wladimir Putin und Co. aus ihren eigenen Dollar-Währungsreserven in

Höhe von 50 Milliarden Dollar bereit. Für den Sitz stehen als Standorte Shanghai oder Neu Delhi zur Auswahl. Als Chef soll ein Bankengouverneur alle fünf Jahre durch die Mitgliedsstaaten gewählt werden. Der neue Entwicklungsfonds, der den Namen „Contingency Reserve Arrangement“ erhält, soll im Endausbau sogar über ein Investitions-Kapital von 100 Milliarden Dollar verfügen können.

Letztlich wirkt sich die vom Westen betriebene politische und wirtschaftliche Isolierung Rußlands verstärkend auf diese Entwicklung aus. Anstatt die bestehenden Kontakte zu pflegen, werden die in den letzten 20 Jahren langsam gewachsenen Verbindungen Stück um Stück gekappt, und zwar in der irrigen Annahme, Rußland damit ökonomisch aushungern zu können. Dabei arbeiten unsere westlichen Politiker auf diese Weise vielmehr den Hardlinern in die Hände, die schon immer die Ost-West-Konfrontation und nicht die Zusammenarbeit propagiert haben. Nach Ende der Ukraine-Krise werden unsere Politiker erkennen müssen, daß das Porzellan, das sie zerschlagen haben, nicht mehr zu kitten ist – oder bei Moskau gar kein Bedarf mehr dafür vorhanden ist.

Olaf Haselhorst ist Chefredakteur der gesamtdeutschen Wochenzeitung „Der Schlesier“

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