Donezk. Der Rumpf der am 17. Juli über der umkämpften Ostukraine abgestürzten Boeing 777-200ER (Flugnummer MH17) weist einem Experten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zufolge offenbar keine Spuren eines Raketenbeschusses auf, dafür jedoch Einschußlöcher, die von Maschinengewehrfeuer herrühren könnten.
Michael Bociurkiw ist Sprecher der OSZE-Beobachtermission in der Ukraine, die seit März die Lage in dem zerrissenen Land analysiert und deren Mitglieder, darunter auch Bociurkiw selbst, die Absturzstelle in der Oblast Donezk untersuchen. Gegenüber dem kanadischen Sender CBC nahm Bociurkiw, kanadischer Staatsbürger, nun Stellung zur den Erkenntnissen der OSZE. In der Sendung „The Nation“ gab er Einblicke in die bislang gewonnen Erkenntnisse der Beobachter. Für einen Abschuß der Maschine durch eine entweder von den pro-russischen Separatisten oder der ukrainischen Armee abgefeuerte Boden-Luft-Rakete spricht ihm zufolge offenbar nicht alles.
Bociurkiw wörtlich: „Dort waren zwei oder drei Teile des Flugzeugrumpfes, die übersät waren mit etwas, das fast wie (Einschußlöcher von; Anm.) Maschinengewehrfeuer aussah, sehr, sehr starkes Maschinengewehrfeuer, das diese spezifischen Spuren hinterlassen hat, die wir nirgendwo sonst gesehen haben. Wir wurden auch zum Beispiel gefragt, ob wir irgendwelche Muster einer Rakete gesehen hätten. Nun… nein, haben wir nicht. Das ist die Antwort.“ (Englisch: „There have been two or three pieces of fuselage that have been really pockmarked with almost looks like machine gun fire, very, very strong machine gun fire that has left these unique marks that we haven’t seen anywhere else. We have also been asked, for example, have we seen any examples of missile. Well, no we haven’t. That’s the answer.“)
Zwar schränkte Bociurkiw ein, Spuren einer Boden-Luft-Rakete könnten an den Trümmerteilen durchaus vorhanden sein, allerdings verfüge sein Team nicht über das „geschulte Auge“, das dafür notwendig sei, diese zweifelsfrei als solche zu erkennen. Inzwischen seien jedoch entsprechende Experten an der Absturzstelle eingetroffen, die zu einer entsprechenden fachmännischen Analyse in der Lage seien. Den Spekulationen rund um den Absturz und die tatsächlichen Verantwortlichen für den Tod von 298 Menschen dürfte dies allerdings vorerst keinen Abbruch tun. (lp)