Vor 70 Jahren: Der „längste Tag“ brachte das Ende des Zweiten Weltkriegs näher

25. Juni 2014
Vor 70 Jahren: Der „längste Tag“ brachte das Ende des Zweiten Weltkriegs näher
Geschichte
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Foto: Symbolbild

In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944 begannen die Alliierten mit der Landung an der Küste der Normandie. Der 6. Juni 1944 ging als „D-Day“ oder „längster Tag des Zweiten Weltkriegs“ in die Geschichte ein.

Schon 1942 begannen die Alliierten mit Planungen, um in den Krieg auf dem europäischen Festland einzugreifen. Schließlich einigten sich US-Präsident Roosevelt, der britische Premierminister Churchill und Sowjetführer Stalin im November 1943 auf der Konferenz von Teheran, daß die Offensive von Frankreich aus starten sollte.

Im Februar 1944 wurde von den Westalliierten eine gemeinsame Kommandostelle installiert, das Supreme Headquarter Allied Expeditionary Force (SHAEF), wo die Invasion geplant wurde. Die deutschen Streitkräfte sollten durch Geheimdienstaktionen über die Invasionspläne getäuscht und in die Irre geführt werden. Dazu diente die „Operation Fortitude“, um falsche Fährten zu legen. Das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht sollte glauben gemacht werden, der Angriff würde von Norwegen oder von Calais ausgehen.

Zu diesem Zweck wurde in Südengland eigens eine riesige Phantom-Armee installiert. Durch imitierten Funkverkehr, der von Deutschland abgehört wurde, wurde eine kurz bevorstehende Invasion am Pas-de-Calais vorgetäuscht. Um der Aktion noch mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, bastelten Kulissenbauer und Bühnenbildner Munitionslager und Kriegsschiffe aus Sperrholz, und es wurden sogar aufblasbare Panzer positioniert. Deutschen Aufklärungsfliegern erschien dies alles als echt, und so gelangten die gewünschten Falschmeldungen ins Führerhauptquartier.

Die Vereinigten Staaten hatten bereits 1,5 Millionen Soldaten nach England verschifft, die sich dort intensiv auf die Invasion vorbereiteten. Sie waren teilweise nicht besonders qualifiziert, das sollte aber durch die große Masse wettgemacht werden. So übten sie unter dem Oberbefehl des späteren US-Präsidenten Dwight David Eisenhower das Verlassen der Landungsboote und das Verhalten auf schlammigen Strandabschnitten.

Daß ein maßgeblich von den USA und von Großbritannien gesteuerter Angriff geplant wurde, war der Wehrmachtführung bekannt. Deshalb ordnete Hitler im August 1942 die Befestigung der gesamten Atlantikküste an. Doch fehlte für die Konstruktion des Atlantikwalls Personal und Material. Von September 1942 bis Juni 1944 wurde intensiv an Befestigungsbauten am Atlantikwall gearbeitet, 291.000 Mann waren im Einsatz, und Baustellen mit bis zu 1.000 Arbeitern waren keine Seltenheit. Die Bauarbeiten wurden natürlich von den Alliierten vor allem durch Luftaufklärung genau beobachtet, und sie versuchten, durch Bombardements die Bauarbeiten zu unterbinden oder die Bauten zu zerstören.

Bis Anfang Juni 1944 waren die Befestigungen in Frankreich am weitesten am Pas-de-Calais fortgeschritten, wo an der schmalsten Stelle des Ärmelkanals am ehesten eine feindliche Invasion erwartet wurde. Insgesamt wurden für den Atlantikwall 8.119 Bunker gebaut. Ein großer Nachteil der gigantischen Befestigungslinie war die geringe Verteidigungstiefe, sie betrug vielerorts nur einige hundert Meter. Dies ermöglichte in der Folge nach einem gelungenen Durchbruch im Strandbereich ein tiefes Eindringen in das Hinterland. Gerade in der Normandie waren die Schutzvorrichtungen eher provisorischer Natur.

Ende Mai 1944 hatte die Wehrmacht bei Calais 20 Divisionen stationiert, an der 300 Kilometer langen Küste der Normandie nur sieben, worüber die Alliierten durch Aufklärung und Spionage genau informiert waren.

Als in der Nacht zum 6. Juni überraschend die Invasion der Alliierten in die Normandie begann, wagte es niemand, auf dem Obersalzberg den „Führer“ zu wecken. Später dachte dieser zudem an ein Täuschungsmanöver. Auch Generalfeldmarschall Erwin Rommel, Chef der Heeresgruppe B, rechnete wegen des schlechten Wetters nicht mit einem Angriff, deshalb fuhr er nach Deutschland zum Geburtstag seiner Frau. Doch trotz der miserablen Wetterbedingungen entschlossen sich General Eisenhower und der britische Feldmarschall Montgomery für die Landung, denn erst zwei Wochen später hätten die Gezeiten wieder eine frühmorgendliche Landung in der Normandie zugelassen.

So wurden zunächst die Strände und die deutschen Stellungen bombardiert und im Hinterland Fallschirmjäger abgesetzt, um die Nachschubwege abzuschneiden. Von diesen überlebten viele nicht, viele ertranken in künstlichen, von der Wehrmacht angelegten Überflutungsgebieten, andere starben im Kugelhagel noch in der Luft. Doch die deutsche Luftwaffe hatte der Übermacht von sage und schreibe 13.000 alliierten Flugzeugen kaum etwas entgegenzusetzen.

Anschließend folgten mehr als 6.000 Kriegsschiffe mit Soldaten und Panzern an Bord und sandten die Landungsboote aus. Einige Soldaten waren seekrank, sprangen aber dennoch mit 50 Kilogramm Marschgepäck von Bord. Auch dies überlebten viele nicht, die ertranken. Andere boten den deutschen Soldaten ein leichtes Ziel. Versuche der Landetruppen, Panzer mittels Segeltuchs zum Schwimmen zu bringen, mißlangen kläglich.

Doch Kompetenzunklarheiten, Fehleinschätzungen, wechselnde Strategien zur Verteidigung des Atlantikwalls und die immer noch verbreitete Meinung, die Invasion würde an der schmalsten Stelle des Ärmelkanals bei Calais stattfinden, führten auf der deutschen Seite zu Fehlentscheidungen, die im weiteren Verlauf die Invasion begünstigten.

Die Kämpfe waren heftig und die Verluste auf beiden Seiten groß. In den ersten 24 Stunden wurden auf alliierter Seite rund 10.000 Soldaten getötet, verwundet oder vermißt. Auf deutscher Seite schwanken die Schätzungen zwischen 4.000 und 9.000 Mann an Verlusten. Nach 22 Uhr am Landetag hatten die Alliierten 130 Quadratkilometer erobert.

Um einen gesicherten Brückenkopf aufzubauen, mußten die Alliierten die nächstgelegenen Städte einnehmen. Gleichzeitig mußten die Strände geschützt werden, um die Nachschubtransporte sicher an Land bringen zu können. Aus diesen Gründen wurden Patrouillen und ganze Kampfverbände in das Hinterland geschickt, die vorrücken und die nächstgelegenen Städte erobern sollten, was die Deutschen jedoch zu verhindern versuchten. In der Folge entbrannten schwere Kämpfe hinter den Stränden. So versuchte die 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ vom 7. bis zum 8. Juni, die kanadischen Einheiten bis zum Strand zurückzudrängen, was aber nicht gelang.

Ein herber Rückschlag traf die Alliierten allerdings während der Operation „Goodwood“, bei der Montgomery versuchte, mit Panzern den deutschen Widerstand zu brechen und aus dem Gebiet um Caen auszubrechen. Mehr als 430 britische Panzer wurden dabei zerstört, und die alliierten Truppen beklagten mehr als 5.500 Tote und mußten sich zurückziehen.

Bis zum Herbst 1944 gelang es den Alliierten, nach heftigen Kämpfen bis zur Reichsgrenze vorzudringen, und am 21. Oktober eroberten sie mit Aachen die erste deutsche Stadt. (ds)

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