Faß ohne Boden: Rußlands Zentralbank stößt massenweise US-Staatsanleihen ab

6. April 2014
Faß ohne Boden: Rußlands Zentralbank stößt massenweise US-Staatsanleihen ab
Dr. Stefan Scheil
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Foto: Symbolbild

Das gerade zu Ende gegangene russisch-chinesische Gipfeltreffen hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen wichtigen Erfolg beschieden. Mit dem Abkommen über russische Gaslieferungen an die energiehungrige Volksrepublik China in einem Volumen von 400 Milliarden Dollar kann der Kreml künftigen Sanktionsdrohungen des „Westens“ noch gelassener entgegensehen. Sollten die EU-Staaten tatsächlich ihre Energieimporte aus Rußland zurückfahren – danach sieht es bisher nicht aus, denn kein Staat der Welt könnte kurzfristig für Rußland einspringen – hätte Moskau mögliche Verluste durch den Liefervertrag mit China bereits kompensiert.

Mittelfristig jedoch kann diese Entwicklung noch weitreichendere Folgen haben: Das russische Finanzministerium hat auf einer Geheimsitzung am 24. April mit Vertretern der Energie- und Finanzwirtschaft diskutiert, wie die Bedeutung des US-Dollars für russische Exporte konkret verringert werden könnte.

Dazu paßt das Verhalten der Moskauer Zentralbank, die ihren Bestand US-amerikanischer Staatsanleihen bereits im vergangenen März massiv auf einen Wert von 100,4 Milliarden Dollar reduziert hat – der niedrigste Stand seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008. Um die Kreditwürdigkeit der USA nicht in den Keller rauschen zu lassen, sprang die belgische Nationalbank als Käufer der plötzlich auf dem Markt auftauchenden US-Staatsanleihen ein und erwarb Papiere im Umfang von 40,2 Milliarden Dollar. Allein seit August 2013 soll sie US-Staatsanleihen im Wert von sage und schreibe 214,6 Milliarden Dollar angekauft haben. Angesichts aktueller volkswirtschaftlicher Kennzahlen erscheint dies eine fragwürdige Maßnahme. Die elf Millionen Bürger des politisch zerrissenen Belgien erwirtschafteten im Jahr 2013 ein Bruttoinlandsprodukt von gerade einmal 698 Milliarden Dollar. Mit 527 Milliarden Dollar steht die belgische Regierung aktuell in der Kreide.

Daß Rußlands Zentralbank massenweise US-Staatsanleihen abwirft, könnte, besonders vor dem Hintergrund der angekündigten Abkehr vom US-Dollar, Teil eines intensiven Gefechtes auf dem Devisenmarkt sein. Und so schließt sich der Kreis: China und der Iran stünden für eine Abkehr von in Dollar abzuwickelnden Finanztransaktionen zur Verfügung. Und am Horizont warten bereits die Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft und die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit, deren Mitgliedsländer nur allzu gerne den saudisch-amerikanischen Petrodollar untergehen lassen würden.

Dabei sollte stets bedacht werden, daß auch Peking einen gigantischen Berg von Dollar-Devisen angehäuft hat, den das Land u.a. nutzt, um sich etwa in Afrika mit Immobilien einzudecken. Wenn das Reich der Mitte ebenfalls US-Staatsanleihen massenhaft verkaufen sollte, wären wirtschaftlich potentere Länder als Belgien nötig, um die US-Wirtschaft zu retten. Man geht wohl nicht fehl in der Ansicht, daß Frau Merkel und Herr Schäuble sich dann nicht scheuen würden, deutsche Steuergelder in ein weiteres Faß ohne Boden zu versenken.

Olaf Haselhorst

 

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