Einwanderungslobby: Bitte mehr „kulturelle Sensibilität“!

22. Januar 2014

Foto: Wikimedia/Serge Melki, CC BY 2.0

Stuttgart. Schon im Februar vergangenen Jahres forderte der Asylpfarrer der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart, Werner Baumgarten, in einem Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“ mehr Respekt vor den kulturellen Traditionen der Sinti und Roma (vormals: Zigeuner).

Zu deren schützenswertem Kulturgut gehörten auch Betteln und Diebstahl, argumentierte Baumgarten allen Ernstes. Zwar sei nach deutschem Rechtsempfinden Diebstahl eine Straftat, doch sollten Richter in ihre Urteilsfindung die Geschichte der Zigeuner einfließen lassen. „Wir als Mehrheitsgesellschaft sollten diese speziellen Traditionen schon etwas mehr respektieren und nicht gleich kriminalisieren“, sagte Baumgarten. Leider verbinde man nicht nur mit dem Begriff „Zigeuner“, sondern auch mit der politisch korrekten Bezeichnung „Sinti und Roma“ Negatives wie Diebstahl und Betteln.

Doch, so der Pfarrer, „wenn man sich in die Kulturgeschichte einarbeitet, dann stellt man fest, daß zum Beispiel Betteln bei den Roma als ganz normaler Beruf gilt. Da gibt es nicht nur den Schmied oder den Musiker, sondern neben dem Pferdezüchter auch den Pferdedieb. Das sind jahrhundertealte Sitten und Gebräuche, die zum Teil noch heute nachwirken. Manche Roma tun sich mit bestimmten Regeln noch immer schwer.“ Natürlich, so Baumann, könne man „mit Blick auf unsere Vergangenheit“ Zigeuner auch nicht einfach abschieben.

Ebenfalls in Stuttgart – immer wieder das grün-rote Baden-Württemberg – meldete sich nun der Landesverband der kommunalen Migrantenvertretungen im Südwesten zu Wort. Der Verband wurde 1998 gegründet und versteht sich als überparteilicher Lobbyverband für Einwanderer. Wahrscheinlich angesichts der nunmehrigen Freizügigkeit für Bulgaren und Rumänen innerhalb der EU forderte der Verband mehr Sensibilität im Umgang mit kriminellen Zuwanderern. So müßten die Richter in Sachen Rechtsprechung nicht nur die Tat, sondern auch unterschiedliche kulturelle Eigenarten eines Angeklagten beleuchten, sagte das Vorstandsmitglied Rino Iervolino der „Schwäbischen Zeitung“. So würden sich individuell mildernde Umstände ergeben. Iervolino nannte auch gleich ein Beispiel für typische Vorurteile in der deutschen Rechtsprechung, nämlich den Umgang mit Gewalt in der Ehe in muslimischen Familien. Jedoch seien Machos und patriarchale Familienformen unter Migranten „falsche Indikatoren“.

Der baden-württembergische Justizminister Rainer Stickelberger von der SPD sollte sich nach Meinung Iervolinos für neue Ausweisungsregeln für verurteilte Ausländer einsetzen. Für ihn bedeutet es Sippenhaft, „wenn die Familie darunter leidet, daß der Angehörige in ein anderes Land muß.“ Außerdem müßten in den Justizvollzugsanstalten mehr Migranten eingestellt werden. Diese hätten nämlich bessere Kenntnisse über Sitten, Gebräuche und Riten anderer Kulturkreise. Im Falle von interkulturellen Konflikten in den Strafanstalten könnten die JVA‑Beamten mit Migrationshintergrund dann deeskalierend wirken.

Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.

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