Angeblicher Giftgas-Angriff durch syrische Armee: US-Regierung unterschlug entlastendes Material

10. Dezember 2013

Ein Panzer der syrischen Armee feuert in einem Vorort von Damaskus
auf eine Stellung der Rebellen (Screenshot: YouTube/newsanna)

Damaskus/Washington. Die US-Regierung hat die Öffentlichkeit nach dem tödlichen Giftgaseinsatz in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus im August offenbar gezielt getäuscht, um einen möglichen Angriff auf das Land zu legitimieren.

Das wirft der der renommierte Enthüllungsjournalist Seymour Hersh, Aufdecker des Massakers von My Lai im Vietnamkrieg sowie des Folter-Skandals im irakischen US-Gefängnis Abu Ghraib, den Verantwortlichen vor. Laut Hersh lagen den US-Geheimdiensten Informationen vor, denen zufolge neben der syrischen Armee auch die islamistische Rebellengruppe Jabhat al-Nusra zum fraglichen Zeitpunkt in der Lage war, das Giftgas Sarin herzustellen. „Al-Nusra hätte nach dem Angriff ein Verdächtiger sein müssen, aber die Regierung hat sich aus den Geheimdienstinformationen die Rosinen herausgesucht, um einen Angriff gegen Assad zu rechtfertigen“, schreibt Hersh in seinem Beitrag für die „London Review of Books“. Er beruft sich dabei unter anderem auf ein Geheimdienstdokument aus dem Juni, in dem von chemischen Kampfstoffen in den Händen islamistischer Rebellen die Rede gewesen sein soll.

Nach dem Giftgas-Einsatz hatten die USA, Großbritannien und Frankreich mit einem Militärschlag gedroht, um die syrische Führung für den Giftgas-Einsatz zu „bestrafen.“ Nachdem sich das britische Parlament diesen Plänen jedoch widersetzt hatte und sich auch im amerikanischen Senat und Repräsentantenhaus ein Scheitern der Kriegspläne abzeichnete, wurden diese schließlich aufgegeben. Die US-Regierung bleibt allerdings bei ihrer Version: Das Büro von US-Geheimdienstdirektor James Clapper wies die Vorwürfe zurück. „Die Erkenntnisse zeigen eindeutig, daß nur das Assad-Regime für den Chemiewaffenangriff am 21. August verantwortlich gewesen sein kann“, so ein Sprecher. Anderslautende Behauptungen seien „einfach falsch“.

> Archiv: Syrien-Konflikt

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