15,4 Prozent der Wählerstimmen nicht repräsentiert: Experten fordern Abschaffung der Fünf-Prozent-Hürde

26. September 2013

Die Qual der Wahl (Foto: flickr/Awaya Legends, CC BY 2.0)

Berlin. Der Bundesverband „Mehr Demokratie e.V.“ fordert als Konsequenz aus dem Ergebnis der Bundestagswahl ein neues Wahlrecht.

Der Vorstandssprecher des Vereins, Ralf-Uwe Beck, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die Zahl der Wählerstimmen, die an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert sind, ist gegenüber 2009 erheblich gestiegen.“ So seien 6,7 Millionen oder 15,4 Prozent der Wählerstimmen nicht im Parlament repräsentiert; vornehmlich deshalb, weil sowohl FDP als auch AfD den Einzug ins Parlament knapp verpaßt hatten. Es gebe nun zwei Möglichkeiten, daran etwas zu ändern. „Eine Möglichkeit wäre, die Fünf-Prozent-Sperrklausel zu senken oder abzuschaffen“, erklärte Beck. Bei der Europawahl gebe es jetzt nur noch eine Drei-Prozent-Hürde und schon diese sei verfassungsrechtlich äußert fraglich.

„Die zweite Möglichkeit wäre eine Ersatzstimme für die Wähler, die davon ausgehen, daß die von ihnen favorisierte Partei möglicherweise an der Sperrklausel hängen bleibt. Sie könnten die Ersatzstimme einer Partei geben, bei der das Risiko des Scheiterns geringer ist.“ Die Initiative „Mehr Demokratie“ werde noch in diesem Jahr einen Reformvorschlag ausarbeiten, kündigte der Vorstandsprecher an. Nötig seien zudem Elemente direkter Demokratie auch auf Bundesebene.

Der Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter sagte dem Blatt: „Daß 15 Prozent der Stimmen unter den Tisch fallen und das Wahlergebnis dadurch erheblich verzerrt wird, ist des Nachdenkens wert. Man könnte mal darüber nachdenken, ob die Fünf-Prozent-Hürde in ihrer Höhe noch zeitgemäß ist – angesichts der Tatsache, daß wir eine gewisse Stabilisierung des politischen Systems haben.“ Den Vorschlag einer Ersatzstimme wies Oberreuter hingegen zurück: „Das ist eine völlige Verfälschung des Wählerwillens und völlig undurchführbar.“

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