Wenn Unruhen den Export beflügeln: Nachfrage nach türkischen Wasserwerfern steigt

4. September 2013

Foto: Wikimedia/Nérostrateur, CC BY-SA 3.0

Ankara. Vieles fällt einem spontan nicht ein, was die Türkei auf dem Weltmarkt erfolgreich exportiert. Und für Menschen aus Westeuropa ist das Land nach wie vor in erster Linie ein beliebtes Urlaubsland mit viel sehenswerter Landschaft.

Seit kurzem scheint sich dieses Bild der Türkei zu ändern. Denn: Seitdem Ankara immer wieder wegen der gewalttätigen Niederschlagung der Proteste im Land am internationalen Pranger steht, interessiert sich das Ausland vor allem für – türkische Wasserwerfer. Sie haben in der Nachrichten-Berichterstattung über die Unruhen der letzten Wochen offenbar viel Eindruck gemacht – und das Interesse ausländischer Käufer angeheizt.

Die tausendfach im Internet verbreiteten Videos der Demonstrationen auf dem Istanbuler Gezi-Platz zeigten unter anderem einen gepanzerten Wasserwerfer, der die Demonstranten in Schach hielt. Viele Fachleute waren von der Leistung dieses Wasserwerfers so beeindruckt, daß nun zuhauf Bestellungen dieses Modells eintrudeln.

Mehmet Katmerci, Vorstand der Firma Katmerciler, die die wasserwerferbewehrten Fahrzeuge herstellt, zeigt sich begeistert: „Es gibt riesiges Interesse an unseren TOMAs“, erklärte er gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. „Menschen haben in der weltweiten Berichterstattung gesehen, daß die Türkei solche Fahrzeuge produzieren kann.“ In diesem Jahr hat Katmercis Firma an der Börse denn auch bereits um 42 Prozent zugelegt.

Erdogans Regierung hatte am 16. Mai dieses Jahres 30 der Wasserwerfer- Fahrzeuge bestellt, 43 weitere sollen noch geliefert werden. Für die erste Charge hatte der Staat 10 Millionen türkische Lira bezahlt – was auf rund 128.000 Euro pro Einheit hinausläuft. Ein ähnlicher Wasserwerfer der österreichischen Firma Rosenberger kostet rund eine Million Euro und ist damit für Länder wie die Türkei eher zu teuer. Die Ersparnis gegenüber dem Rosenberger-Wasserwerfer entspringt vermutlich der Herangehensweise von Katmerciler, deren Angestellte als „Schneider“ einfach gewöhnliche Lastwagen von Mercedes oder Iveco mit Stahlplatten verkleiden. 90 Prozent der so hergestellten Fahrzeuge werden exportiert, unter anderem in den Irak und Aserbaidschan. Auch Syrien hatte bis zu einem Fünftel der Exporte beansprucht, bevor der Krieg dort ausbrach.

Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.

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