Rechts im Bild: Der in Syrien getötete Marco G. alias „Abu Dawud al-Almani“, links neben ihm ein Mitkämpfer im „Millatu Ibrahim“-T-Shirt
Dinslaken. Führende Protagonisten des 2012 verbotenen Islamisten-Netzwerks „Millatu Ibrahim“ sind offenbar an der Rekrutierung von Syrien-Kämpfern aus Deutschland beteiligt.
Nach Recherchen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und des ARD-Magazins „Report München“ liegen die Schwerpunkte der Aktivitäten offenbar in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Vor allem im dortigen Dinslaken wird demnach bei der Rekrutierung auf das Netzwerk zurückgegriffen, dessen ehemalige Führer noch immer zu den maßgeblichen Figuren der deutschen Islamisten-Szene zählen. Zwar ließ das nordrhein-westfälische Innenministerium mitteilen, man versuche, Ausreisen nach Syrien möglichst zu unterbinden. Für Kritik sorgt jedoch ein Vorfall aus dem Jahr 2013. Dabei geht es um die Mutter zweier von der Polizei als „relevante Personen“ eingestufter Islamisten: Im Gepäck der Frau wurden Ende letzten Jahres am Flughafen Köln/Bonn Dutzende Magazine für Sturmgewehre des Typs AK47 gefunden – doch weder wurde die Frau an der Weiterreise in die Türkei gehindert, noch wurden die Magazine einbehalten.
Insgesamt kämpfen im Mittelmeerland Syrien rund 100.000 Rebellen gegen die syrische Armee, die Hälfte davon gehört einer britischen Studie zufolge islamistischen Gruppierungen wie der „Jabhat al-Nusra“ oder dem „Islamischen Staat im Irak und Syrien“ (ISIS) an, die sich auch untereinander gegenseitig bekämpfen. Neben zahlreichen ausländischen Kämpfern vor allem aus dem arabischen Raum stammen auch rund 2.000 der Islamisten aus Mitgliedsstaaten der EU. Aus Deutschland sind rund 270 Islamisten nach Syrien ausgereist. Bislang 18 davon sind nach Berechnungen von ZUERST! in Gefechten von der syrischen Armee, von der Regierung nahestehenden Milizen oder von kurdischen Verbänden getötet worden, der bekannteste von ihnen war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Mehrere, darunter ein Pforzheimer Islamist sowie der Berliner Ex-Rapper „Deso Dogg“ alias Denis Mamadou Cuspert, wurden verwundet. Es wird befürchtet, daß in dem Konflikt weiter radikalisierte Islamisten nach ihrer Rückkehr Terroranschläge planen könnten.