Richtungsstreit in der AfD: Auflösung des „Flügel“ steht bevor

22. März 2020
Richtungsstreit in der AfD: Auflösung des „Flügel“ steht bevor
National
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Foto: Symbolbild

Berlin. Nachdem der AfD-Bundesvorstand die Auflösung des „Flügel“, der rechtsnationalen Vereinigung von AfD-Mitgliedern innerhalb der Partei, beschlossen hat, erklärte einer der Führungsfiguren, der Thüringer Fraktions- und Landesvorsitzende Björn Höcke am Sonnabend in einem Interview, die Auflösung des „Flügel“ stehe nun zwar bevor, doch sei diese „Historisierung“ ein Vorgang, der ohnehin schon im Prozeß gewesen sei.

Wörtlich erläuterte Björn Höcke im Gespräch mit der „Sezession“: „Wir alle wissen, daß der »Flügel« vor fast genau fünf Jahren mit der »Erfurter Resolution« sein Gründungsdokument vorlegte, um den Einbau der AfD ins Establishment zu verhindern. Jedes AfD-Mitglied konnte diese Resolution unterschreiben, und das taten Tausende. Ohne den »Flügel« wäre die AfD keine Alternative mehr, sondern vielleicht gerade noch eine Art eigenständige WerteUnion, also ein Mehrheitsbeschaffer von Merkels Gnaden. Das hat der »Flügel« verhindert. Seither hat sich die AfD sehr gut entwickelt, und so notwendig unser Impuls vor fünf Jahren war: Nun brauchen wir einen Impuls, der über den Flügel hinausweist und die Einheit der Partei betont.“

In diesem Sinne, stellte der Thüringer Landeschef fest, sei es notwenig, nicht an überkommenen Strukturen („Verfilzungen“) festzuhalten. „Ich weiß, daß Parteien zu solchen Verfilzungen neigen. Ich möchte heute wiederum nicht zu denjenigen gehören, die sich durch verknotete Netzwerke daran hindern lassen, an der Stabilisierung der Partei mitzuarbeiten.“

Gleichsam betonte er, daß die Forderung des Bundesvorstands zur falschen Zeit kam, da der „Flügel“ einerseits bereits in der angesprochenen Phase der „Historisierung“ befindlich sei, darüber hinaus es ein fatales Signal sei, sich dem politischen Kampfinstrument Verfassungsschutz zu unterwerfen und anzudienen.

Abschließend erklärte Höcke, er werde sich der Beschlußfasung des Bundesvorstand als „höchste[s] Exekutivorgan der Partei“ anschließen. „Als Konservativer pflege ich die Institutionen, auch wenn ich weiß, welche irrationalen Dynamiken in mehrstündigen Sitzungen solcher Gremien ablaufen können.“ Auf die Frage, wie es nun mit den rechtsnationalen Kräften in der AfD weitergehe, erläuterte er ausführlich: „Nun geht das, worüber wir längst nachdenken, eben schneller. Unsere Arbeit weist über den Flügel hinaus, Andreas Kalbitz, ich selbst und alle anderen politikfähigen »Flügler« werden ihren politischen Kurs im Sinne der AfD weiterführen. Diejenigen aber, die den »Flügel« mißverstanden haben und ihn verfilzen wollten, werden nicht mithalten können – genausowenig wie diejenigen in der Partei und im Bundesvorstand, die auf Kosten ihrer Parteifreunde allzu gute Kontakte zum Establishment suchen.“ (se)

 

 

4 Kommentare

  1. Bernd Sydow sagt:

    Höckes „Flügel“ fliegt nun also davon. Das muß aber nicht heißen, daß seine Mitglieder und Unterstützer respektive ihre rechtsnationalen Überzeugungen ebenfalls aus der bürgerlich-patriotischen AfD „davonfliegen“ (müssen). Denn auch ihnen steht eine politische Heimat zu, mit der sie sich voll und ganz identifizieren können! Und so liegt es nahe, nach Auflösung des „Flügel“ für sie eine neue Vereinigung innerhalb der AfD zu gründen, in der Björn Höcke allerdings nur noch ein normales Mitglied wie alle anderen ist (nämlich aus Gründen der Glaubwürdigkeit).

    Als Namen der Vereinigung schlage ich vor:
    „Alternative (in) der Alternative“ (AdA).
    Selbstverständlich wird die AdA oder die Andersnamige sich einen geeigneten Vorsitzenden bzw. eine geeignete Vorsitzende wählen, der/die in der Lage ist, verbale Angriffe und Provokationen von Mainstream-Journalisten an sich abperlen zu lassen wie Wasser an einem Ölhaut-Mantel.

  2. Rolf sagt:

    „DER FLÜGEL“ ist nur ein Wort. Die AfD-Politiker, die dort organisiert sind, bleiben ja weiter in der Partei und setzen dort ihre politischen Ansichten durch. Es fehlt den Merkel-Grünen jetzt halt nur eine Organisation, in die sie sich verbeißen können.

    Davon mal abgesehen sollte man vielleicht tatsächlich die AfD in einen Teil für Mittel- und einen Teil für West-Deutschland zerlegen. So wie CDU und CSU. Weil die Ossis halt eine andere Ansprache brauchen, mit der man die lethargischen Wessi-Wähler verschreckt. FJ Strauß war ja auch einer für’s bayrische Bierzelt und nicht für den Berliner Sportpalast.

  3. Eidgenosse sagt:

    Eines steht fest: Die Weicheier in der AfD, die Trittbrettfahrer und Opportunisten, Pöstchenjäger und Politik-Unfähigen haben gewonnen – jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt. Das kommt ganz übel heraus und die AfD wird die Überzeugungswähler verlieren. Inhaltslose Protestler wird die Partei hi und da noch bekommen. Nun ist die NPD ja tot – Ziel erreicht.

  4. Sack sagt:

    Eine „Alternative“ ohne Alternative braucht niemand. Sie wäre fehl am Platze.
    Es gibt schon genügend Systemlinge, die alle keine Alternative im allgemeinen Parteiensumpf darstellen. Sie wirken alle wie zentralgesteuert, ein bißchen mehr Wirtschaft, ein bißchen mehr soziales und ein bißchen liberal. Alles nur Show. Was fehlt, bietet nur die AfD!
    Notgedrungen setzt man zum Systemerhalt nicht nur die Justiz sondern auch den Verfassungsschutz ein. Die angebliche „Verteidigung von Demokratie und Rechtsstaat“ zerstört beide…

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