ZUERST!-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter: „Die USA haben mit der Tötung Soleimanis die Sicherheitslage für Europa erheblich verschärft“

4. Januar 2020
ZUERST!-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter: „Die USA haben mit der Tötung Soleimanis die Sicherheitslage für Europa erheblich verschärft“
International
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Foto: Symbolbild

Kommentar von ZUERST!-Chefredakteur Manuel Ochsenreiter zur völkerrechtswidrigen Liquidierung des iranischen Generalmajors Qassem Soleimani.

Die Ermordung des iranischen Generalmajors Qassem Soleimani in der irakischen Hauptstadt Bagdad führt auch in Europa zu Irritationen. Viele Konservative und Rechte klatschen reflexhaft Beifall für US-Präsident Donald Trump, der den Anschlag auf Soleimani befohlen haben soll. In zahlreichen Kommentaren ist – mal wieder – vom „Mullah-Regime“ Iran die Rede, vom „Terror-General“, der nur das bekommen habe, was er verdiene.

Doch Geopolitik ist zu kompliziert für eine solch schlichte Sicht auf die Welt. Die USA haben mit diesem Anschlag kräftig an der Eskalationsschraube gedreht. Und sie haben einen Mann ermordet, der auch für uns Europäer viel Gutes geleistet hat.

Generalmajor Soleimani war vor allem für sein Engagement in Syrien bekannt. Als die Situation für die syrische Regierung immer schlechter wurde und die oft ausländisch koordinierten, trainierten und bezahlten radikal-sunnitischen Terrorbrigaden wie beispielsweise die sogenannte „Freie Syrische Armee“ und später auch der sogenannte „Islamische Staat“ auf dem Vormarsch schienen, schlug die Stunde Soleimanis und seiner Quds-Brigaden. In strategischer Zusammenarbeit mit den Streitkräften Rußlands gab er der syrischen Regierung Waffenhilfe und trug entscheidend dazu bei, daß sich das Blatt auf dem syrischen Kriegsschauplatz wendete.

Generalmajor Soleimani hat zur Stabilisierung in Syrien entscheidend beigetragen. Seine Truppen haben die Terrorbrigaden in Syrien erfolgreich bekämpft. Die USA haben einen Mann getötet, der dafür gesorgt hat, daß weniger Terroristen nach Europa einsickern. Das war im Interesse Europas – vor allem auch im Interesse Deutschlands.

Die USA tragen kaum ein Risiko durch die Ermordung Soleimanis. Im Falle eines Krieges in der Region werden die Flüchtlingsmassen (inklusive Terroristen) nicht etwa in die USA, sondern nach Europa strömen. Die USA haben damit – wieder einmal – die Sicherheitslage für Europa erheblich verschärft.

Die USA sind keine Verbündeten für Europa. Egal, wer im Weißen Haus gerade regiert. Sie stellen ein Sicherheitsrisiko dar. Für alle Europäer. Es wird Zeit, daß die europäischen Regierungen handeln.

Manuel Ochsenreiter ist Chefredakteur des Deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST!

8 Kommentare

  1. Harald Uhlig sagt:

    Ich wünschte mir ein deutsches Parlament, dass den Mumm hätte (so wie die Iraker), die Amerikaner „auszuladen“. Es wäre schon bemerkenswert, wenn sich alle deutschen Parteien, die die Forderung nach Abzug der amerikanischen Kernwaffen aus Deutschland im Programm stehen haben, über ideologische Grenzen hinweg aufraffen würden, diesen Abzug durchzusetzen anstatt der Modernisierung zuzusehen!

  2. Bernd Sydow sagt:

    Als Donald Trump nach seinem Wahlsieg sein „Amerika first!“ verkündete, waren sicherlich auch in Europa nicht wenige Patrioten von ihm begeistert. Mit der Zeit kristallisierte sich allerdings heraus, daß sein „Amerika first“ auch gegen europäische respektive deutsche Interessen gerichtet ist. Sein Bestreben, den Weiterbau von Nord Stream 2 durch Sanktionen zu verhindern, ist dafür ein eindeutiger Beweis.

    Auch im Hinblick auf das äußerst angespannte Verhältnis Israels zum Iran greift er nicht etwa fair und mäßigend ein, sondern unterstützt einseitig die israelische Bedrohungsrhetorik ihm gegenüber. Daß der Iran in strategischer Partnerschaft mit Rußland den (nicht nur) für Europa höchstgefährlichen islamischen Terrorismus („Islamischer Staat“) bekämpft, scheint Trump völlig egal zu sein.

    Nun hat Trump durch die von ihm befohlene bzw. gebilligte Ermordung dieses iranischen Generalmajors den Nahen Osten an den Rand eines ausgewachsenen Krieges „manövriert“. Trump hätte besser die bekannte Warnung „Man soll keine schlafenden Hunde wecken“ beherzigen sollen!

    Für mich jedenfalls scheint Trumps Politik gegenüber dem Iran weniger durch geopolitische Vernunft geleitet zu sein als vielmehr durch subjektiv verletzte Eitelkeit!

    • Ali Baba sagt:

      In zahlreichen Kommentaren ist – mal wieder – vom „Mullah-Regime“ Iran die Rede, vom „Terror-General“, der nur das bekommen habe, was er verdiene.“.
      1. DAS SIND DUMME, FRECHE PROVOKATEURE
      2. DAS SIND DIE LEUTE, DIE GAR NICHTS VON DER POLITIK VERSTEHEN.
      3. MAN KANN NUR VERMUTEN, DASS DIEJENIGEN IM PUNKT 2. DIE GROESSTE GRUPPE „POLITISCHER BEOBACHTER“ BILDEN.

  3. Beobachter sagt:

    Das zeigt auch in erschreckender Weise, daß gezielt ausgeschaltet werden kann, wer den USA nicht in den Kram passt. Üble Aussichten…

  4. Marques del Puerto sagt:

    Sehr schön geschrieben und die Lage genau auf den Punkt gebracht!
    Dem größen Kriegstreiber der Welt ist es egal was mit Europa passiert, die wollen doch nur den Iran einkassieren um sich an deren Bodenschätzen zu bereichern.
    Die USA führen gerne Krieg mit allem und jedem, aber am liebsten mit Gegnern wo was zu holen ist.
    Krieg ist ein Geschäftsmodell und davon verstehen die Amis was.

    • Johann Ohneland sagt:

      So simpel ist es diesmal nicht.
      Trump soll den großen Weltbrand entfachen, egal wie.
      Die USA brauchen einen Anlass,
      um ihren Rivalen China zu vernichten.
      Wie 1914. Auch wenns schiefgeht.

      • Marques del Puerto sagt:

        Krieg ist immer simpel und immer in Menschenhand, es reicht aus einen Funken am lodern zu erhalten dann entfacht sich das Feuer von selber…
        Torsten, Carl-Carl-Georg. Frhr. v. N….

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