Krieg oder kein Krieg gegen Teheran: Offenbar wieder heftiger Richtungsstreit im Weißen Haus

21. Mai 2019
Krieg oder kein Krieg gegen Teheran: Offenbar wieder heftiger Richtungsstreit im Weißen Haus
International
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Foto: Symbolbild

Washington. Vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit dem Iran gibt es im Weißen Haus offenbar wieder heftige Unstimmigkeiten über den außenpolitischen Kurs. Die „Washington Post“ berichtete jetzt, daß US-Präsident Trump über sein außenpolitisches Team frustriert sei.

Das Blatt will mit Regierungs-Insidern gesprochen haben, die behaupten, es gebe schwere Differenzen innerhalb des außenpolitischen Teams des US-Präsidenten, was die Herangehensweise an das Iran-Problem angeht. Trump wolle Gewalt gegenüber dem Iran nur dann anwenden, wenn Teheran einen „großen Schritt“ wage oder wenn es amerikanische Tote bzw. eine dramatische Eskalation gebe, so einer der anonym interviewten Mitarbeiter des Präsidenten. Sicherheitsberater John Bolton hingegen, der bereits vor seiner Bestellung mit Nachdruck die Idee eines Regimewechsels in Teheran vertrat, sei wesentlich radikaler. Er und Außenminister Mike Pompeo sträubten sich laut dem Bericht zunächst, die Linie des Präsidenten anzuerkennen, der sich einen Dialog mit Teheran wünscht.

Zeitgleich mit Erscheinen des Berichts in der „Washington Post“ dementierte Trump die Gerüchte bereits auf Twitter – was unter Beobachtern oft als Zeichen dafür interpretiert wird, daß ein Nerv getroffen wurde: „Machtkämpfe“ in puncto Naher Osten gebe es in seinem Team nicht, twitterte er. Selbstverständlich würden unterschiedliche Meinungen zum Ausdruck gebracht, doch die „finale Entscheidung“ liege beim Präsidenten – „ein sehr einfacher Prozeß.“

Trump zeigte sich zudem zuversichtlich, daß der Iran bald reden werde.

Mehrmals hatte Trump in den vergangenen Jahren bekräftigt, sich aus den teuren Kriegen im Nahen Osten eigentlich heraushalten zu wollen. Diese Position war eines seiner Wahlkampfversprechen vor der Präsidentschaftswahl 2016. Noch immer scheint Trump der Idee eines Krieges gegen den Iran persönlich schwer abgeneigt. Das bekräftigte er auch emotional am Dienstag, nachdem Berichte bekannt geworden waren, wonach die USA die Entsendung von 120.000 Soldaten in den Nahen Osten vorbereiteten. Die angeblichen Kriegsvorbereitungen dementierte er als „Fake News“. Es bleibt mithin spannend, welche Hintergrund-Seilschaft sich diesmal im Weißen Haus durchsetzt. Vehement zum Krieg gegen Teheran hetzt seit langem Israel. (mü)

 

Bildquelle: Wikimedia/Matt H. Wade @thatmattwade/CC BY-SA 3.0 (Bildformat bearbeitet)

Ein Kommentar

  1. Bernd Sydow sagt:

    Egal, ob sich in der US-Führung die Befürworter oder die Gegner eines Angriffskrieges gegen den Iran durchsetzen, bei militärischen Aktivitäten der USA im Nahen und Mittleren Osten gibt es etwas, was auch die Bundesrepublik Deutschland unmittelbar betrifft.

    In den Zeiten des Kalten Krieges waren die USA die Schutzmacht für die Bundesrepublik (einschließlich Westberlin) gegen die Bedrohung aus dem Osten, dem kommunistischen Sowjetblock. Aus strategischen Gründen wurde deshalb Ramstein in Rheinland-Pfalz zu einem gewaltigen US-Luftwaffenstützpunkt – auch mit Atomwaffen – ausgebaut. Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges und dem Ende der Sowjetunion mutierte das politische Deutschland mehr und mehr zu einem Vasall der USA (aus berechtigter Dankbarkeit wurde Vasallentum), mit der Folge, daß Ramstein zu einem militärischen Umschlagplatz für US-Einsätze insbesondere im Nahen Osten wurde.

    Es kann aber nicht im Interesse Deutschlands sein, Ramstein als logistisches Zentrum für US-Angriffskriege weiterhin aufrecht zu erhalten. Eine willensstarke und selbstbewußte deutsche Regierung hätte Ramstein für das US-Militär schon längst geschlossen!

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