Souveräne Nahost-Politik: „Dazu brauchte es Rückgrat. Wir haben aber nur Angela Merkel“

22. Oktober 2015
Souveräne Nahost-Politik: „Dazu brauchte es Rückgrat. Wir haben aber nur Angela Merkel“
Manuel Ochsenreiter
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Foto: Symbolbild

Die deutsche Bundesregierung ist angeblich tief besorgt wegen des russischen militärischen Engagements in Syrien. „Das, was wir in Syrien erleben, ist wirklich brandgefährlich“, so Außenamtssprecher Martin Schäfer in Berlin. Die USA und die Bundesregierung werfen Rußland unter anderem vor, nicht nur Stellungen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ anzugreifen, sondern auch die sogenannte „moderate Opposition“ in Syrien. Angeblich unterscheide die russische Luftwaffe nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Rebellen. In Moskau nimmt man diese Kritik gelassen entgegen. „Wo genau sind denn bitte diese guten, moderaten Oppositionellen?“ fragte der russische Außenminister Sergej Lawrow ironisch in Richtung Westen.

Und jeder, der unvoreingenommen zur Kenntnis nimmt, was auf dem syrischen Kriegsschauplatz seit Jahren passiert, weiß, daß Rußland richtig handelt. Vom ersten Moment an war der sogenannte „demokratische Volksaufstand“ in Syrien eine vom Ausland angefeuerte und unterstützte islamistische Operation einer sehr kleinen Minderheit mit dem Ziel, die Regierung Assad zu stürzen und das Land aus seinem Bündnis mit Rußland und dem Iran heraus zubrechen. Es ging nie um demokratische Reformen, es ging und geht um eine aggressive, geopolitische Operation des Westens im Schulterschluß mit den rückständigen arabischen Golfmonarchien und der Türkei, die ihre Grenzen für den massenhaften Terror-Tourismus nach Syrien öffnete. In Syrien tummeln sich heute unzählige Terrorbanden, die Waffen, Gerät und Geld aus dem Ausland beziehen und das Land immer unbewohnbarer machen. Zwischen „moderaten“ und „extremistischen“ Rebellen unterscheiden nur westliche Politiker und Medien – die Syrer aber nicht. Die angeblich moderate „Freie Syrische Armee“ beging bereits zu Beginn des Krieges entsetzliche Kriegsverbrechen an der syrischen Zivilbevölkerung, durchaus vergleichbar mit jenen des IS. Die Bundesregierung unterstützt seit 2011 diese sogenannten „moderaten Rebellen“, die Syrien lange vor dem Erscheinen des IS in ein Schlachthaus verwandelten und Millionen von Zivilisten zur Flucht zwangen. Der heutige Massenexodus aus einem der einst sichersten Länder der Welt und einem der einst stabilsten Staaten des Nahen Ostens ist die Folge dieser Politik. Rußland stellt mit seiner Anti-Terror-Operation zudem unter Beweis, wie zahnlos die seit 2014 von den USA angeführte Anti-IS-Militärkampagne ist, an der sich insgesamt 60 Staaten beteiligen. Während dieser Zeit wurde der IS nicht etwa kleiner, er konnte sein Gebiet sogar noch vergrößern.

Die Bundesregierung könnte mit einfachen Mitteln ebenfalls etwas zum Kampf gegen den IS beitragen – wenn sie denn nur wollte. Sie könnte die Sanktionen und Embargos gegen Damaskus und Moskau einstellen, sie könnte wieder diplomatische Beziehungen mit Syrien aufnehmen, um gemeinsam mit der syrischen Regierung über die Rückführung der Migranten in ihr Heimatland zu verhandeln. Sie könnte – sie müßte sogar! –, wenn die Phrase von der „internationalen Verantwortung“ mehr als nur eine billige Floskel sein soll, Damaskus anbieten, beim Wiederaufbau des Landes schnell und unbürokratisch zu helfen. Doch dazu brauchte es Rückgrat. Wir haben aber nur Angela Merkel.

Manuel Ochsenreiter ist Chefredakteur des Deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST! 

5 Kommentare

  1. Imre sagt:

    Zu einer souveränen Nahostpolitik würde auch gehören, fragwürdigen Freunden
    die Leviten zu lesen, wenn diese souveräne Staaten destabilisieren.
    Da wird gerade so getan, als hätten sich in Syrien einige Unzufriedene und nicht ausgelastete Araber aus lauter Langeweile zur Revolte gegen Assad über
    nun 4 Jahre zufällig getroffen.
    – die Frage nach den Hintermännern stellen
    – die Geld- und Waffenströme (Munition) verfolgen
    Wie kommen wir eigentlich dazu, den Murks der Amis u.a. auf zu räumen?
    Das sollen die gefälligst selber machen, drucken ohnehin das Geld selber!
    Weg von solchen Freunden, raus aus der NA-StaatsTerrorOrganisation, und weg mit den deutschen Politikvasallen aus der Machtzentrale!

  2. Umlandt Gerhard sagt:


    Korrektur: muß heißen „Latakia“ anstatt „Latika“

  3. Belsazar sagt:

    Herr Ochsenreiter hat mal wieder klar ausgesprochen was Sache ist, während die Berliner Politik und die vereinigten Medien um das Problem herumreden, beschönigen bzw. die reguläre Regierung mit Schmutz überziehen.

  4. Fritz Brandenburger sagt:

    Das Problem: Das Staatgebiet Syriens wurde von Briten und Franzosen willkürlich mit dem Lineal „erfunden“. Da leben die verschiedensten Völker, verfeindet mit offenen, alten Rechnungen. Meistens noch mit sich bekämpfenden islamischen Religionsauslegungen behaftet. Jeder Stammesfürst hat das reale Potential zum Diktator. Wenn es nicht Assad ist, ist es halt ein anderer der die anderen Völkerstämme oder Religionsgemeinschaften unterdrückt und knechtet. Da wird der Deckel drauf gehalten, Ruhe geschaffen – aber kein Frieden. Leider haben aber unsere amerikanischen, britischen und französischen Freunde den Deckel völlig uneigennützig weg gebombt… Unsere Politeliten sind so tiefgläubig, daß sie glauben wenn sich hier „Syrer“ melden dann wollen die nur hier in Frieden leben. Nein, sie werden ihre Auseinandersetzungen nur hier bei uns weiter austragen.Hinzu kommen noch die verständnisvollen Glaubensbrüder aus Afgahnistan, Pakistan, Eritrea usw.. Sie alle werden uns schnell beibringen, das Multikulti nirgendswo un der Welt funktioniert! Da können dann unser Bundespfarrer und die rothe Aufregungsbeauftragte der Grünen gemeinsam Frieden Schaffen, ohne Waffen. Frau Merkel wird dann aber schon im höheren Auftrage in der UNO weiteres Unheil anrichten…

  5. […] Ochsenreiter, Chefredakteur von ZUERST!, stellt in seinem Kommentar Souveräne Nahost-Politik: “Dazu brauchte es Rückgrat. Wir haben aber nur Angela Merkel&#8221… […]

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