Die Türkei erhält keine F-35-Kampfjets: Offenbar übte Israel Druck auf Washington aus

6. August 2019
Die Türkei erhält keine F-35-Kampfjets: Offenbar übte Israel Druck auf Washington aus
International
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Foto: Symbolbild

Ankara/Tel Aviv. Die offizielle Lesart ist, daß Washington die Türkei aus dem F-35-Programm hinauswarf, weil sich Ankara den Ankauf leistungsfähiger russischer S-400-Flugabwehrsysteme nicht ausreden ließ.

Doch jetzt lieferte der israelische Sender Channel 12 eine weitere Erklärung. Demzufolge hat die israelische Regierung unter Premierminister Netanjahu Druck auf Washington ausgeübt, um die Türkei aus dem Programm zu werfen.

Tatsächlich kann sich Israel nun freuen, denn als einziges Land der Region verfügt der Judenstaat bislang über 16 Maschinen des top-modernen (allerdings nicht unproblematischen) US-Kampfflugzeugs. Weitere 34 Maschinen sollen noch geliefert werden. Dieser militärische Vorsprung hätte gelitten, hätte auch Ankara amerikanische F-35 erhalten.

Laut dem israelischen TV-Sender habe die Regierung Netanjahu bereits kurz nach der Ankündigung des türkischen Präsidenten Erdoğan, das russische S-400-System kaufen zu wollen, damit begonnen, Druck auf Washington aufzubauen, um den Flugzeugverkauf an die Türkei zu stoppen. Ankara wollte eigentlich insgesamt 116 dieser Kampfjets des Herstellers Lockheed Martin kaufen.

Demnach habe die israelische Regierung die Befürchtung geäußert, daß die Türkei – oder Rußland – heimlich sensible Daten der F-35-Systeme an Nachbarländer weiterleiten könnten, was die uneingeschränkte Luftüberlegenheit Israels in der Region hätte gefährden können.

Daß Israel Druck auf die US-Regierung bei Waffenverkäufen an die Nachbarstaaten ausübt, ist nicht neu. Allerdings fragen sich Beobachter schon jetzt, ob sich Tel Aviv mit dem Hinausdrängen der Türkei aus dem F-35-Programm tatsächlich einen Gefallen getan hat. Ankara hatte bereits angekündigt, bei einem anderen Hersteller einen Kampfjet der nächsten Generation kaufen zu wollen, und bot in diesem Zusammenhang Rußland an, mit der Su-57 ins Türkei-Geschäft einzusteigen. Israel könnte über diese Entwicklung nicht erfreut sein, denn auch die Su-57 gilt als militärisches Spitzenprodukt. (mü)

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