Wenn Algerien zerfällt: Millionen Migranten stehen in den Startlöchern

4. März 2019

Algier. Auf Europa rollt möglicherweise schon bald die nächste Migrantenlawine zu. Derzeit treibt Algerien einer handfesten Staatskrise entgegen. Seit Tagen finden Massenproteste vor allem der arbeits- und perspektivlosen Jugend statt – das ideale Menschenreservoir für einen neuen Exodus über das Mittelmeer.

Der neue Konflikt entzündete sich an der fünften Kandidatur des amtsunfähigen Präsidenten Bouteflika zur kommenden Wahl. Er ist seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1962 ein Veteran der Politik. Heute gilt er aber nur noch als vorgeschobene Marionette einer Clique von vorwiegend militärischen Hintermännern, den Erben der einstigen Befreiungsbewegung. Zudem ist die Wirtschaftslage Algeriens katastrophal. Das Land gilt zwar als einer der größten Erdöl- und Erdgasstaaten, doch durch den korrupten Staatssozialismus kommen die Einnahmen nicht bei der Bevölkerung an, und die Industrie kann bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze nicht mit der Bevölkerungsexplosion mithalten.

Algerien erlebte in den Neunzigerjahren einen blutigen Bürgerkrieg. Im Falle einer Wiederholung sind Algerier in Europa asylberechtigt. Zudem hat rund eine Million Algerier die französische Doppelstaatsbürgerschaft und damit das Recht auf Einreise in den Schengenraum. (mü)

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