Britische Regierung klittert die Geschichte: Mißliebige Dokumente zum Tamilien-Aufstand wurden „entsorgt“

27. Januar 2019
Britische Regierung klittert die Geschichte: Mißliebige Dokumente zum Tamilien-Aufstand wurden „entsorgt“
International
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Foto: Symbolbild

London. Die Briten tun sich mit ihrer Vergangenheit manchmal schwer – besonders dann, wenn es um Schattenseiten der eigenen Geschichte geht. Jetzt steht die britische Regierung im Kreuzfeuer, nachdem das Außenministerium dieser Tage zugab, daß es sich mit der Vernichtung von Informationen über Kriegsverbrechen befaßt, die von Streitkräften und Spezialeinsatzkräften des Königreichs begangen wurden. Konkret seien Hunderte Unterlagen vernichtet worden sind, die mit der Rolle der Briten bei der Unterdrückung eines Tamilen-Aufstands auf Sri Lanka zusammenhingen.

Ins Rollen kam die Affäre, nachdem der „Morning Star“ jüngst einen Bericht veröffentlicht hatte, in dem das Foreign Office einräumt, daß fast 400 Dateien mit Dokumenten vernichtet worden waren, die Informationen über die Rolle der britischen Geheimdienste bei der Niederschlagung des Tamilen-Aufstandes auf Sri Lanka enthielten. Darüber hatten bis zuletzt nur Massenmedien auf Sri Lanka berichtet.

Der Bürgerkrieg auf Sri Lanka hatte in den 1980er Jahren begonnen und ein Vierteljahrhundert gedauert – und Tausende Menschen das Leben gekostet. Der Aufstand wurde zwar von den regionalen Behörden unterdrückt, allerdings unter dezenter Mitwirkung Großbritanniens. Eigentlich hätten einschlägige Dokumente 30 Jahre später freigegeben werden sollen. Doch der „Morning Star“ fand heraus, daß viele dieser Dokumente spurlos verschwunden sind.

So hätten 2014 Dokumente über einen geheimen Besuch des Verteidigungsministers Sri Lankas in Belfast freigegeben werden sollen, denen zufolge sich dieser über die Erfahrungen des britisch besetzten Nordirlands bei der Niederschlagung von Revolten unterrichten ließ. Doch das britische Außenamt ließ die Unterlagen kurz vor der Veröffentlichung vernichten.

Die Aktenvernichtung erfolgte pikanterweise nur wenige Wochen, nachdem sich das britische Außenministerium bei Historikern für die Verbrennung etlicher Dokumente entschuldigt hatte, die die Unterdrückung des Mau-Mau-Aufstandes gegen die britischen Kolonisten in Kenia betrafen. Acht Jahre lang gingen die Briten gegen die Rebellen vor, wobei Zehntausende (laut einigen Quellen sogar Hunderttausende) Kenianer ums Leben kamen. Auch diese Dokumente hätten schon seit langem freigegeben werden sollen. Allerdings hieß es in London jahrzehntelang, sie seien „verlorengegangen“.

Die Vernichtung oder das Wegsperren mißliebiger historischer Dokumente ist in Großbritannien bekanntlich nichts Neues – auch die Unterlagen zum Fall des früheren Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß, der nach seinem England-Flug 1940 bis zu seinem Tod im Spandauer „Kriegsverbrecher“-Gefängnis einsaß und dort während der britischen Wachperiode 1987 unter ungeklärten Umständen starb, ruhen in englischen Archiven weiterhin unter Verschluß. Die gesetzliche Geheimhaltungsfrist ist seit langem überschritten. (mü)

Ein Kommentar

  1. Ali Baba sagt:

    uhen in englischen Archiven weiterhin unter Verschluß. WIE Z.B. WENN“S UM DIE „SOGENANNTE KATASTROPHE“ 1943 BEI GIBRALTAR GEHT, BLEIBT ALLES UNTER VERCHLUSS NOCH FAST 50 JAHRE…

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