Akuter Personalnotstand: Britische Armee wirbt jetzt auch um Sonderlinge

8. Januar 2019
Akuter Personalnotstand: Britische Armee wirbt jetzt auch um Sonderlinge
International
1
Foto: Symbolbild

London. Der Personalnotstand der britischen Armee ist offenbar gravierender als bisher angenommen – jetzt fordern die Streitkräfte ausdrücklich auch sogenannte  „Schneeflocken“ – also etwa Selfie-Süchtige, Klassenclowns, Telefon-Zombies und andere Sonderlinge – in einer speziell auf junge Menschen zugeschnittenen Rekrutierungskampagne auf, sich für den Militärdienst zu bewerben. Die Kampagne mit Plakaten und Videos unter dem Titel „Your Army Needs You“ (Deine Armee braucht dich) suggeriert, daß das, was der Rest der Gesellschaft als Schwäche oder Charakterschwäche betrachtet, bei Soldaten als Stärke angesehen werden kann.

Die Kampagne besagt, daß die Armee das „Mitgefühl“ von „Schneeflocken“, das „Selbstvertrauen“ von Selfie-Süchtigen oder auch andere Marotten nutzen könnte.

Die Armee habe die neue Kampagne so konzipiert, daß sie über Stereotypen hinwegblickt und „Menschen anders sieht“, erklärte Generalmajor Paul Nanson das Rekrutierungsprogramm der Streitkräfte gegenüber dem „Guardian“. „Die Armee sieht die Menschen anders, und wir sind stolz darauf, über die Klischees hinauszuschauen und das Potential junger Menschen zu erkennen, von Mitgefühl bis Selbstvertrauen“, so Nanson.

Neben den Plakaten, die an das historische Werbeposter „Your Country Needs You“ aus dem Ersten Weltkrieg erinnern, stellten die britischen Streitkräfte zeitgleich mehrere Clips auf ihrem YouTube-Kanal der Öffentlichkeit vor. Der britische Verteidigungsminister Williamson bezeichnete die Kampagne als „einen starken Aufruf zum Handeln, der diejenigen anspricht, die als Teil eines innovativen und inklusiven Teams etwas bewegen wollen“.

Die eigenwillige Rekrutierungskampagne zeigt aber auch den dringenden Handlungsbedarf bei den britischen Streitkräften. Denn die zuletzt gesteckten Rekrutierungsziele wurden bislang nicht erreicht, obwohl das Militär dazu im Jahr 2012 einen Vertrag in der Höhe von rund 500 Millionen Euro an den Outsourcing-Riesen Capita vergeben hatte. Seit Vertragsbeginn habe man in keinem Jahr die benötigte Zahl an Soldaten rekrutiert. Die Armee verfügt derzeit über 77.000 voll ausgebildete Soldaten und Soldatinnen, benötigt werden aber 82.500. (mü)

Ein Kommentar

  1. Bernd Sydow sagt:

    Großbritannien sollte die allgemeine Wehrpflicht einführen, dann würde sich das Problem des Personalnotstands von ganz alleine lösen! Aber auch unabhängig von der militärischen Ausrichtung kann ein wenig Drill jungen Menschen nicht schaden.

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.