Sabotage mit Ankündigung: „New York Times“ läßt „Widerstandszirkel“ im Weißen Haus zu Wort kommen

7. September 2018
Sabotage mit Ankündigung: „New York Times“ läßt „Widerstandszirkel“ im Weißen Haus zu Wort kommen
International
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Foto: Symbolbild

Washington. Starker Tobak: US-Präsident Donald Trump muß sich offenbar mit einem internen „Widerstandszirkel“ im Weißen Haus herumschlagen. Laut einem anonymen Gastbeitrag in der „New York Times“ versuchen führende Mitarbeiter, Trumps Politik zu untergraben, um Schaden vom Land abzuwenden. „Das Dilemma – welches er nicht ganz begreift – ist, daß viele ranghohe Beamte seiner eigenen Regierung unablässig daran arbeiten, Teile seiner Politik und seiner schlimmsten Einfälle zu vereiteln“, heißt es in den anonymen NYT-Beitrag.

Der Artikel trägt den Titel „Ich bin Teil des Widerstands innerhalb der Trump-Regierung“. Die Zeitung erklärte, den Bericht auf Wunsch des Autors anonym veröffentlicht zu haben. Dem Blatt sei die Identität des Autors bekannt. Während die Zeitung die Veröffentlichung verteidigte, sprach der Präsident von „Verrat“ und forderte die „Auslieferung“ des Autors – sollte dieser „wirklich existieren“ – an die Regierung.

Auch die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, verurteilte den anonymen Gastbeitrag. „Knapp 62 Millionen Menschen haben 2016 Präsident Donald J. Trump gewählt“, erklärte sie. „Niemand von ihnen hat eine feige, anonyme Quelle der angeschlagenen ,New York Times‘ gewählt.“

In dem Artikel wird von der gezielten Torpedierung von Trumps Politik durch die eigenen Mitarbeiter berichtet. Ihr Ziel sei es dabei, die „fehlgeleiteten Impulse“ des Präsidenten zu bändigen. „Ich sollte das wissen, ich bin einer von ihnen“, schreibt der Verfasser. Das Blatt räumte ein, daß es sich um einen „seltenen Schritt“ handle, einen anonymen Leitartikel zu veröffentlichen. Der Arbeitsplatz des Autors sei aber in Gefahr, wenn sein Name genannt werde. „Wir glauben, daß die anonyme Veröffentlichung dieses Essays der einzige Weg ist, unseren Lesern eine wichtige Perspektive zu geben“, hieß es.

Der Autor betont, er oder sie fühle sich der Politik der Republikaner weiterhin verpflichtet und stehe nicht auf Seiten der Demokraten. Aber: „Wir glauben, unsere erste Verpflichtung gilt diesem Land, und der Präsident handelt weiterhin in einer Weise, die der Gesundheit unserer Republik schadet. Deshalb sind wir entschlossen, alles zu tun, was wir können, um unsere demokratischen Institutionen zu bewahren und die am meisten fehlgeleiteten Impulse von Herrn Trump zu konterkarieren, bis er aus dem Amt ist.“

Es handle sich um eine „zweigleisige“ Präsidentschaft, in der Trump etwas sage und seine Mitarbeiter bewußt etwas anderes täten, heißt es weiter. Die Mitarbeiter bemühten sich, sich von Trumps „ungestümem, feindlichem, kleinlichem und ineffektivem“ Führungsstil abzugrenzen.

Vom sabotageähnlichen Vorgehen auch hoher Mitarbeiter im Weißen Haus berichtete erst jüngst das neue Insider-Buch von Bob Woodward unter dem Titel „Angst – Trump im Weißen Haus“. (mü)

 

Bildquelle: Wikimedia/Matt H. Wade @thatmattwade/CC BY-SA 3.0 (Bildformat bearbeitet)

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