Labour erneut unter „Antisemitismus“-Vorwurf: Dahinter steckt geopolitisches Kalkül

17. August 2018
Labour erneut unter „Antisemitismus“-Vorwurf: Dahinter steckt geopolitisches Kalkül
International
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Foto: Symbolbild

London. Die britische Labour Party sieht sich seit Monaten immer wieder vehementen „Antisemitismus“-Vorwürfen ausgesetzt. Jetzt steht erneut Parteichef Corbyn deshalb im Rampenlicht – und muß sich dafür prompt aus Israel abwatschen lassen.

Allerdings wirkt der Fall nach Einschätzung von Beobachtern konstruiert, liegt er doch bereits vier Jahre zurück. Daß er erst jetzt für Schlagzeilen sorgt, deutet eher auf einen inszenierten Skandal hin.

Auslöser der Empörung ist Corbyns Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung für die Täter des Münchner Olympia-Massakers 1972. Erst am Samstag hatte die „Daily Mail“ Fotos veröffentlicht, die Corbyn zeigen, wie er 2014 an den Gräbern von vier Palästinensern einen Kranz in den Händen hält. Die Palästinenser sollen demnach mit der Terrororganisation „Schwarzer September“ in Verbindung gestanden haben.

Der israelische Präsident Netanyahu gab sich auf Twitter empört und schrieb dazu: „Die Niederlegung eines Kranzes durch Jeremy Corbyn auf die Gräber der Terroristen, die das München-Massaker verübt haben (…), verdient eine eindeutige Verurteilung von jedem – links, rechts und alles dazwischen.“

Corbyn selbst hat inzwischen eingeräumt, daß im Rahmen der Veranstaltung auch der Terroristen gedacht wurde. Er sei dort gewesen, weil „ich ein passendes Gedenken sehen wollte, für jeden, der bei einem terroristischen Vorfall gestorben ist (…)“. Es sei nicht möglich, Frieden durch einen Kreislauf der Gewalt zu erreichen, nur durch Dialog.

Corbyn reagierte inzwischen auch auf den Tweet von Netanjahu. Dessen Anschuldigungen seien falsch. Was allerdings einer „eindeutigen Verurteilung“ bedürfe, sei die Tötung von 160 palästinensischen Demonstranten, unter ihnen viele Kinder, in Gaza durch israelisches Militär, erklärte der Labour-Chef.

Hintergrund der Empörung aus Israel und die anhaltenden „Antisemitismus“-Vorwürfe gegen die Labour Party dürfte ein klares geopolitisches Kalkül sein: Ende Juni schrieb Corbyn auf Twitter, daß eine Labour-Regierung Palästina als Staat anerkennen werde. Dies sei ein Schritt zu einer wirklichen Zweistaatenlösung im israelisch-palästinensischen Konflikt – eine klare Kampfansage an die israelische Regierung und ihre Palästinenserpolitik, die von einem Palästinenserstaat nichts wissen will. (mü)

 

Bildquelle: wikimedia/Zachi Evenor

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