Kampagne „Schenk mir Leben“: Abtreibungskritische Bewegung in Rußland macht Fortschritte

10. August 2018
Kampagne „Schenk mir Leben“: Abtreibungskritische Bewegung in Rußland macht Fortschritte
International
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Foto: Symbolbild

In Rußland ist eine abtreibungskritische Bewegung auf dem Vormarsch. Jetzt haben unter dem Motto „Schenk mir Leben” mehrere Mutterschaftshäuser und Zweigstellen des Gesundheitsministeriums in mehreren Regionen Rußlands ein temporäres Moratorium für Abtreibungen verhängt.

In Medien kam dazu die Chef-Gynäkologin und Geburtshelferin aus der fernöstlichen Region Primorje, Jewgenija Schutka, mit der Erklärung zu Wort, daß alle lokalen medizinischen Einrichtungen an einer landesweiten Kampagne „Podari mne shisn” (zu Deutsch: „Schenk mir Leben”) teilnähmen, die von der Stiftung für sozio-kulturelle Initiativen unter dem Vorsitz von Swetlana Medwedewa durchgeführt wird, der Ehefrau des russischen Premierministers Dmitri Medwedew.

Die Region Primorje nehme bereits zum fünften Mal an der Kampagne teil, erklärte die Ärztin und fügte hinzu, daß ähnliche vorübergehende Moratorien für Abtreibungen bereits in vielen anderen Regionen des Landes angekündigt worden seien.

Die Chefärztin eines Geburtshauses in Primorje erklärte dazu, daß das vorübergehende Moratorium für Abtreibungen „die Öffentlichkeit an die Verantwortung für eigene Handlungen erinnert, die von jedem Mann oder jeder Frau getragen werden muß”. Die sogenannten Tage des Schweigens seien Tage des Nachdenkens, und das macht sie wertvoll”, wird sie in Medienberichten zitiert.

Auch Ärzte und Beamte aus anderen Regionen bestätigen, daß sie von der Kampagne wüßten und sich daran beteiligen. Das Gesundheitsministerium der sibirischen Republik Sacha wies darauf hin, daß es in den vergangenen Jahren versucht habe, Abtreibungen allein durch Bewußtseinsbildung zu bekämpfen, diese Versuche jedoch nicht die anvisierten Ergebnisse erbracht hätten. Dieses Jahr wollen die Beamten das vorübergehende Verbot im zuletzt eröffneten Mutterschaftsheim in der Hauptstadt der Region, Jakutsk, testen.

Das Gesundheitsministerium der zentralrussischen Region Rjasan berichtete, daß die örtlichen Krankenhäuser eine Woche lang, vom 9. bis 15. Juli, keine Abtreibungen durchgeführt hätten und dies mit dem „Tag der Familie, Liebe und Treue“ verbanden, der am 8. Juli gefeiert wird.

Auch das Moskauer Gesundheitsministerium wies darauf hin, daß es zwar an der Kampagne teilnehme, indem Briefe an die Regionen versandt würden, in denen dazu aufgerufen wird, die Öffentlichkeitsarbeit gegen die Abtreibung zu verstärken. Verbote oder Moratorien erwähnte das Ministerium jedoch nicht.

In Rußland sind Abtreibungen legal, die Kosten werden von der staatlichen Krankenversicherung übernommen. 2011 führte die Regierung jedoch Änderungen des Gesetzes über die staatliche Gesundheitsfürsorge ein, denen zufolge die medizinischen Einrichtungen Frauen, die diese Operation wünschen, zwei bis sieben „Schweigetage” einräumen, in denen sie ihre Meinung noch ändern können. (mü)

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