Neue Volte der westlichen Syrien-Politik: Syrische Chemiewaffen doch nicht zerstört?

24. April 2018
Neue Volte der westlichen Syrien-Politik: Syrische Chemiewaffen doch nicht zerstört?
International
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Foto: Symbolbild

New York/Damaskus. In der Syrien-Politik des Westens zeichnet sich erneut eine Wende ab. Nachdem es zunächst nach dem Luftschlag der USA, Großbritanniens und Frankreichs aus den westlichen Stäben geheißen hatte, die syrische Infrastruktur für die Produktion von Chemiewaffen sei entscheidend getroffen worden, ist die offizielle Sprachregelung jetzt genau entgegenlautend: Syrien betreibe auch nach dem Luftschlag sein Chemiewaffenprogramm weiter.

Die „New York Times“ zitiert dazu aus einem US-Geheimdienstbericht, der drei Tage nach dem Luftschlag angefertigt worden sei. Demnach sei durch die Angriffe mit Marschflugkörpern zwar die angebliche Produktion des Kampfstoffes Sarin zurückgeworfen worden, doch die künftige Entwicklung von Chemiewaffen sei dadurch nicht verhindert worden.

Die „New York Times“ zitiert in diesem Zusammenhang Generalleutnant Kenneth McKenzie, nach dessen Aussage Syrien nach wie vor „über die Fähigkeit” verfüge, Chemiewaffen herzustellen. Diese seien „über das ganze Land verstreut”. „Sie haben immer noch die Fähigkeit, Angriffe durchzuführen; ich würde das nicht ausschließen”, zitiert die NYT den General.

Beobachter sehen in solchen Aussagen eine neue Wendung der westlichen Syrien-Politik, die sich die Möglichkeit weiterer Militärschläge gegen Syrien offenhalten will.

Erst am Donnerstag wies der deutsch-syrische Journalist Aktham Suliman in der ZDF-Talkshow „Maybritt Illner“ genau auf diesen Aspekt hin und erklärte: „Sind wir das Thema [Chemiewaffeneinsätze] jetzt [nach den Luftangriffen] endlich los? Können wir davon ausgehen, die Chemiewaffen in Syrien sind jetzt Vergangenheit und dann ist Ruhe? Nein. Das Pentagon sagt heute, Syrien ist immer noch in der Lage, das herzustellen. Das heißt, morgen, übermorgen und einen Monat später, ein Jahr später, gibt man sich das Recht, sich noch mal militärisch einzumischen, unter dem Vorwand, es gibt noch Chemiewaffen.“ (mü)

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