Familienstreit beim Front National: Jean-Marie Le Pen bleibt ausgeschlossen

12. Februar 2018
Familienstreit beim Front National: Jean-Marie Le Pen bleibt ausgeschlossen
International
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Foto: Symbolbild

Paris. Jean-Marie Le Pen, Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des Front National, bleibt aus seiner Partei ausgeschlossen. Das hat jetzt ein französisches Berufungsgericht verfügt. Le Pen, der auf Betreiben seiner Tochter Marine wegen „umstrittener“ Äußerungen zur jüngeren Zeitgeschichte aus dem Front National ausgeschlossen worden war, hatte dagegen geklagt. Allerdings soll der 89jährige den Ehrenvorsitz des FN auch weiterhin behalten dürfen.

Le Pen senior hatte die nationalsozialistische Herrschaft mehrfach relativiert und war dafür mehrmals zu Geldstrafen verurteilt worden. 2015 hatte ihn Marine Le Pen, die seit 2011 Parteivorsitzende ist, deshalb ausschließen lassen. Sie hält daran fest, daß ihr Vater auch den Ehrenvorsitz abgeben soll. Da sie vor Gericht damit nun gescheitert ist, soll nach ihren Plänen der FN-Parteitag im März in Lille beschließen, den Posten des Ehrenvorsitzenden zu streichen.

Das Gericht verurteilte die Partei darüber hinaus zur Zahlung eines Schadenersatzes in Höhe von 25.000 Euro an Le Pen senior, der in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP erklärte, auf jeden Fall am Parteitag im März teilnehmen zu wollen. Die FN-Führung ließ allerdings schon verlauten, daß dem langjährigen Parteichef als Nicht-Mitglied die Teilnahme untersagt sei.

In der Partei kriselt es seit den Wahlen 2017, die für den Front National alles in allem enttäuschend ausgingen. Marine Le Pens Chefstratege Philippot verließ die Partei inzwischen und will am 18. Februar mit Les Patriotes (Die Patrioten) eine Gegen-Formation gründen. Marine Le Pen wiederum will den Front National auf dem Parteitag im März inhaltlich neu aufstellen und sich wiederwählen lassen. Auch ein neuer Name ist im Gespräch. (mü)

4 Kommentare

  1. Axel Heinzmann sagt:

    Immer wieder diese linken auserwählten Stöckchen, über die so mancher „von uns“ meint, unbedingt springen zu müssen! Schande, Schande, Schande!

  2. Paul Buchfeld sagt:

    Das ist ein großer Fehler Le Pen Senior aus der Partei auszuschließen. Das Jean Marie Le Pen eine andere historische Auffassung hat als seine Tochter Marine Le Pen dürfte ihr ja schon seit ihrer Kindheit bekannt sein. Es gibt auch sicherlich noch viele weitere Mitglieder der Nationalen Front die Jean Marie Le Pen`s Auffassung teilen.

  3. Bernd Sydow sagt:

    Jean-Marie Le Pen, langjährige Gallionsfigur des Front National, hatte nie die Absicht, Präsident der Französischen Republik zu werden. Er verstand sich als Anführer der radikalen Rechten und als Provokateur der etablierten Parteien. Seine „relativierenden“ Äußerungen zur NS-Herrschaft in Frankreich waren insofern nur folgerichtig.

    In krassem Gegensatz dazu steht die politische Überzeugung und Strategie seiner Tochter Marine, die nach wie vor das Präsidentenamt anstrebt. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist freilich, daß ihr Vater weiterhin aus der Partei ausgeschlossen bleibt; ihn wieder aufzunehmen wäre ein Riesenfehler, dessen sich seine hochintelligente Tochter – auf die Vater Le Pen stolz sein kann! – und FN-Vorsitzende glücklicherweise voll und ganz bewußt ist.

    Was Marines gewesenen Chefstrategen und dessen Partei-Projekt anbelangt, erinnert mich das an den AfD-Gründer Lucke, dessen neue Partei ‚Liberal-konservative Reformer‘ längst im Orkus der Bedeutungslosigkeit verschwunden ist.

  4. Tack sagt:

    Was regen wir uns auf über die Franzosen? Deutsche „Volksparteien“ gibt es schon nicht mehr, weil das „fähige“ Führungspersonal die eigene Partei demontiert. Warum wählt man so ‚was noch?

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