Wegen Schadenersatzforderungen der EU: Rußland droht mit Austritt aus der WTO

10. Januar 2018
Wegen Schadenersatzforderungen der EU: Rußland droht mit Austritt aus der WTO
Wirtschaft
5
Foto: Symbolbild

Brüssel/Moskau. Die EU-Sanktionen gegen Rußland sind zurück auf der Tagesordnung. Denn jetzt erhöht Brüssel den Druck auf Rußland und riskiert eine Eskalation der Spannungen.

Konkret fordert die EU 1,39 Milliarden Euro Schadensersatz für das anhaltende Verbot Rußlands, Schweinefleisch aus Europa einzuführen. Eine entsprechende Klage hat Brüssel vor der Welthandelsorganisation WTO gegen Moskau erhoben. Die Strafe entspricht dem Schweinefleischexport der EU nach Rußland aus dem Jahr 2013 und soll sich pro Jahr um 15 Prozent erhöhen, sollte Moskau nicht einlenken.

Ursprünglich verhängte die russische Landwirtschaftsaufsichtsbehörde Rosselchosnadsor das Importverbot im Januar 2014, nachdem sowohl in Litauen als auch in Polen die afrikanische Schweinepest ausgebrochen war. Später wurde das Verbot in das Lebensmittelembargo integriert, mit dem Moskau auf die westlichen Sanktionen reagierte.

Im August 2016 hatte ein Schiedsgericht der WTO die russischen Einfuhrbeschränkungen für Schweinefleisch als Verstoß gegen die WTO-Regeln qualifiziert und auch einen Einspruch Moskaus Anfang 2017 abgewiesen. Im Dezember erklärte daraufhin das russische Landwirtschaftsministerium das Importverbot wegen der Schweinepest für aufgehoben. Trotzdem werde weiterhin kein Fleisch aus der EU importiert, da es auf der allgemeinen schwarzen Liste des Lebensmittelembargos stehe, teilte Ministeriumsvertreterin Julia Melano mit.

Die Schadenersatzklage aus Brüssel ist nun der nächste Schritt in dem Rechtsstreit, den die WTO nach eigener Satzung innerhalb von 60 Tagen entscheiden soll.

Im Föderationsrat, dem Oberhaus des russischen Parlaments, wird bereits über Konsequenzen laut nachgedacht: der Vizechef des Außenausschusses, Wladimir Dschabarow, bezeichnete die Klage als „Willkür“ des Westens. Selbst wenn die WTO ihr stattgebe, dürfe Rußland nicht bezahlen, forderte er. Die Situation mache zudem einen Austritt aus der WTO wieder aktuell, da die Organisation Rußland nicht vor westlichen Sanktionen schütze, fügte Dschabarow hinzu.

Auch der Vizechef des Wirtschaftsausschusses, Sergej Kalaschnikow (sic), argumentiert ähnlich. Die Europäer hätten mit ihren Sanktionen als erste gegen WTO-Recht verstoßen, meinte er. „Sanktionen sind überhaupt nicht mit den WTO-Regeln zu vereinbaren. Wird der Klage der EU stattgegeben, müßten wir wohl unsere Beteiligung an der Welthandelsorganisation einschränken und vielleicht ganz einstellen“, erklärte Kalaschnikow. (mü)

5 Kommentare

  1. William McLean sagt:

    akizur ist ganz vernünftig.

  2. Rudolf Stein sagt:

    @akizur
    Kennen Sie den lateinischen Spruch: Quod licet Jovi non licet bovi? Dass die EU sich als Jupiter betrachtet, versteht sich von selbst.

  3. akizur sagt:

    Russland solle im Gegenzug Schadenersatzforderungn an die EU richten wegen des durch die Sanktionen entstandenen Schadens. Dann liessen sich beide Forderungen gegeneinander aufrechnen, und niemand muss mehr zahlen. So leicht lâsst sich dieser ganze Unsinn aus der Welt schaffen.

  4. Eidgenosse sagt:

    Es wird Zeit, dass sich Russland darüber im Klaren wird, dass die EU eine Mafia-Organisation ist mit dem Ober-Paten Juncker.
    Meiner Ansicht nach hat Russland den ersten Fehler gemacht in der Ostukraine nicht für klare Verhältnisse zu sorgen und leider den Osten nicht abgeriegelt hat. Tausende könnten noch leben, die jetzt leider tot sind. So wird es weiter gehen wenn man den Brüdern in Brüssel und in der NATO nicht konsequent begegnet.
    Russland wird provoziert – klar – also muss Russland auf diese Provokationen irgendwann antworten. Sobald ein weiteres NATO Territorium (entgegen der Versprechen der NATO nach 1990 sich nicht nach Osten auszudehnen)in die Hand Russlands fällt versteht die Mafia. Die Baltischen Staaten wären geeignet – leider.

  5. Klark Fox sagt:

    Die USA sind da schon fast einen Schritt weiter.
    Welchen Stellenwert der WTO ohne USA und Russland verbleibt, mag sich jeder selbst ausrechnen.
    Was will die EU überhaupt und besser Deutschland ?
    Merkels Politik des Nonsens wieder mal beispielhaft vorgeführt.

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.