„Die Unscheinbare“: Friede Springer gehört zu den mächtigsten Frauen Deutschlands

6. September 2017
„Die Unscheinbare“: Friede Springer gehört zu den mächtigsten Frauen Deutschlands
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Friede Riewerts von der Nordseeinsel Föhr ist die reichste Medienfrau Deutschlands. Besser bekannt ist sie un­ter dem Namen ihres verstorbenen Mannes als Friede Springer. Die un­scheinbare Frau hat es durch ihre Ehe mit dem mächtigsten Auflagenkönig seiner Zeit bis an die Spitze des größten Zeitungsverlages Europas geschafft. Die Nordfriesin gebietet heute als stellver­tretende Aufsichtsratsvorsit­zende über 15.000 Mitarbeiter in vier Ländern – ein wahres Imperium. Die kühle Blonde besitzt persönlich sieben Pro­zent der Aktien der Axel Sprin­ger SE (SE = Europäische Ge­sellschaft). Viel bedeutender sind jedoch ihre 90 Prozent der Gesellschaftsanteile der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik, die wiederum mit 51,5 Prozent an der SE betei­ligt ist. Damit ist Friede Sprin­ger Großaktionärin, Mehrheits­eignerin und quasi Alleinherr­scherin im Hause ihres einsti­gen Brötchengebers.

Als in Berlin der Sozialisti­sche Deutsche Studentenbund (SDS) „Enteignet Springer!“ schrie, in Essen eine Druckerei brannte und die Bundesregie­rung Springer dazu drängte, sich von Erfolgstiteln wie Bra­vo, Eltern, Jasmin oder twen zu trennen, fand der mächtige Verleger längst privates Glück mit dem Kindermädchen aus Föhr. Die junge Friesin war mit 23 in den großbürgerlichen Haushalt in Hamburg-Blanke­nese eingetreten und schon bald darauf die Geliebte des 30 Jahre älteren Hausherrn geworden. Systematisch bereitete sie sich auf die erhoffte Rolle an der Seite Axel Cäsars vor. 1978 war es soweit: Friede wurde Springers fünfte Ehefrau.

Schon sieben Jahre später trat sie zusammen mit den Kindern und En­keln aus früheren Ehen das gewaltige Erbe ihres Herrn und Gebieters an. Nach dem Tod des Verlegers wurde die angepeilte konservative Medien-Allianz zwischen Springer, den Burda-Brüdern und Leo Kirch zerschlagen, und Friede verließ sich mangels eigener Kompetenz auf ihre Ratgeber Arthur Cohn, Ernst Cramer und Bern­hard Servatius. Ihr Vertrauter, der Vor­standschef Mathias Döpfner, den sie 2002 gegen erhebliche Widerstände durchsetzte und der bis heute ihr eng­ster Berater ist, wandelte das Zeitungs­haus radikal um. Nachdem der Ver­such gescheitert war, 2005 die Sender­gruppe Pro Sieben SAT.1 mitsamt Ka­bel 1 und N24 zu kaufen, stellte sich Springer unter Döpfner auf digitale Be­zahlangebote ein. Die Zukunft der Ver­lagsbranche lag aus Sicht Döpfners nicht mehr im bedruckten Papier, sondern in der Vermarktung von Online-Artikeln. 2014 verkaufte Springer konsequenter­weise so traditionsreiche Titel wie das Hamburger Abendblatt, die Berliner Morgenpost, die Hörzu, Funk Uhr, Bild der Frau und andere. Eine Hochrisiko-Strategie, deren Erfolg höchst zweifel­haft erscheint.

Ungeachtet dieses Wandels hält das Verlagshaus auch unter der Ägide der Witwe an den berühmten vier Grund­sätzen des Verlegers fest. In einem da­von postulierte Axel Cäsar Springer einst, daß sich seine Publikationen der „Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen“ widmen sollten. Das wird entsprechend gewürdigt: Neben dem großen Bundesverdienst­kreuz mit Stern erhielt Friede Springer bereits den Leo-Baeck-Preis als höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden, den Ehrendoktortitel der Ben-Gurion-Universität in Be’er Scheva und erst im Juni die Mo­ses- Mendelssohn-Medaille vom Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien sowie den Theodor-Herzl-Preis des World Jewish Congress.

Tradition verpflichtet nun mal, und Israel kann sicher sein, daß es im Springer-Verlag einen mächtigen Verbündeten hat. Auch nach dem Weggang des früheren Bild-Chefredakteurs Kai Diekmann fährt Bild einen knallharten Pro-Merkel-, Pro-Einwanderung-, Pro-EU-und Pro-Israel-Kurs. Nur die Affen­liebe zum Großen Bruder USA ist seit Trumps Triumph abgekühlt. Statt dessen ist Friede eine enge Vertraute von Angela Merkel. Deren Ehemann Joachim Sauer sitzt im Kuratorium der Friede-Springer-Stiftung, die mit 100 Millionen Euro ausgestattet ist, und erhält dafür eine Vergütung von 10.000 Euro jährlich. Portokassen-Beträge für die „Verlegerin“. Laut dem Wirtschaftsmagazin Bilanz besaß die bescheidene Frau aus bescheidenen Verhältnissen 2016 ein geschätztes Privatvermögen von rund vier Milliarden Euro.

Albert Kirchmann

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Bildquelle: Wikimedia/Michael Thaidigsmann/CC BY-SA 4.0

Ein Kommentar

  1. Emma D. sagt:

    Es droht Schlimmeres als Friede Springer: Stimmentausch zugunsten von 8 Millionen nicht wahlberechtigten, aber möglicherweise interessierten BRD-System-Gästen. Riesiger organisierter Briefwahlbetrug.

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