US-Forscher: Hillary Clinton verlor Präsidentenwahl wegen ihres Pro-Kriegs-Kurses

19. Juli 2017
US-Forscher: Hillary Clinton verlor Präsidentenwahl wegen ihres Pro-Kriegs-Kurses
International
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Foto: Symbolbild

Washington. Noch immer verbreiten einschlägige Kreise in den USA, Rußland habe die jüngsten Präsidentschaftswahlen „manipuliert“ und Donald Trump ins Weiße Haus verholfen. Eine aktuelle Studie von Politikwissenschaftlern der Universitäten Boston und Minnesota legt aber etwas ganz Anderes nahe.

Die 20-seitige Untersuchung kommt vielmehr zu dem Befund, Hillary Clinton habe die Wahl vor allem wegen ihrer Pro-Kriegs-Haltung verloren. Wörtlich heißt es: „Amerika befindet sich seit über 15 Jahren beständig im Krieg, aber nur wenige Amerikaner scheinen davon Notiz zu nehmen. Das liegt daran, dass der Großteil der Bürger keine direkte Verbindung zu den kämpfenden Soldaten hat, die bei ihrem Einsatz sterben oder verwundet zurückkommen. Zunehmend macht sich eine Spaltung zwischen jenen Gemeinden bemerkbar, deren junge Leute bei der Verteidigung des Landes ihr Leben lassen, und den Gemeinden, wo das nicht der Fall ist.“

Trump habe im Wahlkampf besonders jenen „vergessenen Teil Amerikas” angesprochen, in dem der Tod von Soldaten aus der eigenen Gemeinde regelmäßig ein Thema ist. Laut der Studie gebe es einen „signifikanten und bedeutsamen” Zusammenhang zwischen der Unterstützung Trumps und den militärischen Opfern, die eine Gemeinde bringen mußte.

Drei Bundestaaten waren für den Sieg Donald Trumps ausschlaggebend: Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. Dort fiel sein Vorsprung denkbar knapp aus. Das Muster „Je mehr Kriegsopfer, desto höher die Trump-Zustimmung“ wollen die Wissenschaftler nicht nur auf der Ebene der Bundesstaaten, sondern auch in den einzelnen Verwaltungsbezirken erkennen: je mehr Kriegsopfer, desto mehr Einwohner votierten für Trump.

Dabei hatte sich Trump im Wahlkampf alles andere als pazifistisch gegeben und zum Beispiel dem IS unverhohlen mit der Ausrottung gedroht. Allerdings kritisierte Trump gleichzeitig die US-Kriege gegen Irak (2003) und Libyen (2011) scharf. Seine Konkurrentin hatte hingegen für den Irak-Krieg gestimmt. Zudem war Hillary Clinton die treibende Kraft hinter der Intervention in Libyen. Mit seiner Kritik an diesen Interventionen konnte Trump gerade bei Militärangehörigen besonders stark punkten: doppelt so viele gaben ihm im Vergleich zu Clinton bei den Präsidentschaftswahlen ihre Stimme.

Die Forscher geben dem nunmehr amtierenden Präsidenten Trump aber noch eine Empfehlung mit auf dem Weg, „wenn er die Wahlen im Jahr 2020 wieder gewinnen will”: „Trump sollte weiterhin äußerst sensibel mit dem Thema amerikanischer Kriegsopfer umgehen, sonst wird aus ihm nur ein weiterer Politiker, der die unsichtbare Ungleichheit bezüglich militärischer Opfer ignoriert.” (mü)

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