Liberalisierung auf russisch: Ohrfeigen in der Familie sollen straffrei werden

21. Januar 2017
Liberalisierung auf russisch: Ohrfeigen in der Familie sollen straffrei werden
International
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Foto: Symbolbild

Moskau. Hierzulande wandelt hart am Rande der Strafverfolgung, wer seine Kinder schlägt. In anderen Ländern sieht man es nicht so streng. Auch in Rußland wurde bislang mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft, wer seine Frau, Kinder oder andere Angehörige verprügelte. Doch das könnte sich demnächst ändern. Wenn es nach der konservativen Abgeordneten Jelena Misulina geht, verschlechtert ein Gefängnisaufenthalt wegen eines „leichten Schlages” lediglich das Familienklima.

Schläge seien vielmehr ein adäquates Mittel der Erziehung, argumentierte sie kürzlich im russischen Parlament. Sie entsprächen zudem der russischen Familientradition. Das russische Parlament berät derzeit über eine Senkung des Strafmaßes bei Gewalt in Familien.

Die Abgeordnete Misulina ist Vorsitzende des Familienausschusses und verteidigt ihr Vorhaben: „Wir wollen nicht, daß man zwei Jahre im Gefängnis sitzt, nur weil es einmal einen leichten Schlag gegeben hat.” Ihrer Ansicht nach haben Eltern in vielen Fällen gar keine andere Wahl, als die Kinder mit Gewalt auf den richtigen Weg zu bringen. „In Rußland beruhen die Familienwerte auf der Autorität der Eltern”, sagt Misulina. Das neue Gesetz solle diese Tradition schützen.

Der Gesetzentwurf sieht vor, daß Gewalt nicht mehr als Straftat, sondern lediglich als Ordnungswidrigkeit gewertet wird. Eine härtere Strafe soll nur dann verhängt werden, wenn es mehr als einmal zu Schlägen kommt oder körperliche Schäden sichtbar sind.

Im Sommer 2016 präsentierte die Duma-Abgeordnete Misulina ihren Vorschlag dem Parlament, nun feierte sie ihren ersten Erfolg: 368 der 450 Abgeordneten stimmten in erster Lesung für den Entwurf.

Die 62-Jährige wurde bereits mit einer anderen „umstrittenen“ Gesetzesinitiative bekannt: Sie war eine der treibenden Kräfte hinter dem Gesetz gegen „Schwulenpropaganda“. In der EU hat sie darüber hinaus wegen ihres Engagements für die russische Krim-Politik, die im März 2014 zum Anschluß der Krim an die Russische Föderation führte, Einreiseverbot. (mü)

Ein Kommentar

  1. Wolfsrabe sagt:

    Ich kann den eingeschlagenen Weg der Frau Misulina nur gutheißen.
    Selbstverständlich muß man das richtige Gespür und ein Auge darauf haben, wenn es darum geht, eine Grenze zu ziehen in den Fragen angemessener Erziehungsmaßnahmen. Aber ich denke das wird in Rußland auch getan.

    Das weichgeklopfte Denken der „westlichen Zivilisation“ wird früher oder später zum Untergang derselben führen. Es wird Zeit, das zu beenden und diejenigen zu entmachten, die den Irrsinn erst erschaffen haben.

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