Denkmalstreit in Orjol: Iwan der Schreckliche als „Verteidiger der Heimat“ gewürdigt

15. Oktober 2016

Orjol. Neue Akzente in der russischen Erinnerungskultur: in der Stadt Orjol rund 350 Kilometer südwestlich von Moskau ist jetzt das erste russische Denkmal für Zar Iwan IV., den „Schrecklichen“ (1530-1584), eingeweiht worden. Kulturminister Wladimir Medinski nahm die Einweihung gegen örtliche Proteste in Schutz und erklärte, Iwan IV. sei zwar eine der umstrittensten Figuren Rußlands gewesen, der Großfürst habe aber auch mutige Reformen unternommen.

Gebietsgouverneur Wadim Potomski würdigte den Zaren darüber hinaus als „Verteidiger der Heimat“ und Gründer von Orjol vor 450 Jahren. Das Reiterdenkmal ist umstritten. Einwohner wollten die Errichtung unter anderem mit Gerichtsklagen verhindern. Sie werfen der Verwaltung vor, die Augen vor Iwans Greueltaten zu verschließen und einen brutalen Gewaltherrscher „heilig zu sprechen“. Gegner kündigten Protestkundgebungen an.

Iwan IV. begann seine Regierungszeit mit Reformen, schuf 1550 das erste Gesetzbuch und regelte Verwaltung und Armee neu. Widerstand wurde in Strafaktionen erstickt. Der Herrscher sah sich als Vollstrecker einer strengen Gerechtigkeit Gottes auf Erden. Nach Iwans Tod geriet ein verarmtes Rußland in eine lange „Zeit der Wirren“, bis 1613 eine Volksversammlung Michail Romanow zum Zaren wählte. (mü)

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.