Nächste Finanzkrise im Anzug: Italiens Finanzsektor droht der Kollaps

13. Juli 2016
Nächste Finanzkrise im Anzug: Italiens Finanzsektor droht der Kollaps
Wirtschaft
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Foto: Symbolbild

Rom. Nicht erst seit dem britischen „Brexit“ sorgt eine neue Finanzkrise in Europa für Schlagzeilen. Doch nicht die Briten und ihr EU-Austritt sind daran schuld, sondern – wieder einmal – skrupellose Bankmanager, die aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt haben. Diesmal droht dem italienischen Finanzsektor der Kollaps.

Noch beschwichtigt die Politik: „Es ist keine akute Krise“, ließ Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem am Montag verlauten. Noch gebe es „Zeit, die Dinge zu regeln“. Doch es geht um den drohenden Kollaps des italienischen Bankensystems.

In Italien sind infolge eines verstärkten Aktien-Ausverkaufs seit dem „Brexit“ die Kurse besonders stark unter Druck geraten. Aber schon seit Jahresbeginn haben die Geldhäuser dort mehr als die Hälfte ihres Börsenwerts verloren. Der ehemalige Schweizer Zentralbankchef Philipp Hildebrand warnt: „Im Finanzsektor könnte es zu einer Katastrophe kommen. Jetzt kommt so etwas wie die zweite Welle – neun Jahre nach der Finanzkrise.“

Italien könne „eine größere Gefahr für die Eurozone werden als der Brexit“, sorgt sich auch Neil Wilson von der Handelsfirma ETX Capital. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) drängt Rom, seine angeschlagenen Banken so schnell wie möglich zu sanieren. Die Mahnungen sind nicht unbegründet – nirgendwo sonst in Europa gibt es gegenwärtig mehr „faule Kredite“ als in Italien. Durch ein Jahrzehnt Flaute und drei Jahre Rezession explodiert nun deren Zahl. Ein Drittel aller ausfallgefährdeten Darlehen in der Eurozone schlummert inzwischen in Italien. Die Geldhäuser sitzen auf Bilanzmüll von rund 370 Milliarden Euro – ein Fünftel der italienischen Wirtschaftsleistung. Mehr als die Hälfte der faulen Kredite sind „notleidend“, werden also nicht mehr bedient, weil die Schuldner pleite sind. Die Lage ist hochexplosiv.

Jetzt bräuchten Italiens Banken schlimmstenfalls rund 40 Milliarden Euro, um die Bilanzlöcher zu stopfen, urteilen Finanzexperten. Doch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, Eurogruppenchef Dijsselbloem und die EU sind strikt gegen solche Stützungsmaßnahmen. Denn Italien ist der Testfall, wie ernst es Europa mit seinen neuen Regeln für die Bankenrettung meint. Diese sehen vor, daß zunächst Bankeigentümer und -gläubiger haften müssen, bevor der Staat einspringt. Viel Zeit bleibt den Bankenrettern aber nicht mehr, egal ob sie in Rom oder Brüssel sitzen. Die italienische Bankenbombe tickt. (mü)

2 Kommentare

  1. Simsalabim sagt:

    Na und ?
    SIe arbeiten doch und zahlen Steuern.
    Wenn alle das einstellen, ist die Sause auf unsere Kosten schlagartig vorbei! Nur so geht es.

  2. Eidgenosse sagt:

    Die Bilanzfälscher in Rom und Brüssel werden erneut versuchen die Löcher zuzutünchen – stopfen können sie diese nicht.
    Ja – 370 Mrd. sollen es in Italien sein und dabei sind es wahrscheinlich 10 mal so viele. Prof. Sinn hat das in einem Vortrag mal präsentiert und das ist seither nicht besser geworden. Nur weil grösste Löcher in „Bad Banks“ ausgelagert wurden, sieht das so harmlos aus. Sinn berechnete Schulden der Euro-Banken in Höhe von 12 Billionen (!) Euro. Schlicht nicht zu decken und daran wird auch das bestehende Finanz-System zugrunde gehen.
    Das ist der Grund, warum zahlreiche Weitblickende verstärkt Gold, Silber und Minen kaufen.
    Papiergeld wird schlagartig wertlos werden – darauf muss man sich einstellen.

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