Rußland und der Brexit: Kein Interesse am weiteren Zerfall der EU

26. Juni 2016
Rußland und der Brexit: Kein Interesse am weiteren Zerfall der EU
International
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Foto: Symbolbild

Moskau. Rußland kommentiert den Austritt Großbritanniens aus der EU offiziell nicht, doch der Kreml läßt durchblicken, daß Moskau an einem weiteren Zerfall der EU nicht interessiert sei. In der Entscheidung der Briten spiegle sich aber die Unzufriedenheit vieler Briten mit der Zuwanderung, der europäischen Bürokratie sowie in Sicherheitsfragen wider, erklärte Kremlchef Putin in einer ersten Reaktion.

Im übrigen sei man aber bestrebt, die Folgen des Brexit für Rußland zu minimieren, und setze auf stabile Beziehungen zu Großbritannien, erklärte Kreml-Sprecher Peskow am Freitag. „Wir haben eine sehr komplizierte Geschichte.“ Rußland hoffe jedoch, daß „in der neuen Realität das Verständnis für die Notwendigkeit überwiegt, gute Beziehungen zu unserem Land aufzubauen“, sagte Peskow. Die EU sei ein „sehr wichtiger Handels-, Wirtschafts- und Investitionspartner Rußlands, und Moskau ist natürlich daran interessiert, daß die EU eine große Wirtschaftsmacht bleibt, eine florierende, stabile und verläßliche“.

Das russische Finanzministerium ließ unterdessen verlauten, der Austritt Großbritanniens aus der EU berge keine großen Risiken für Rußland. Für Finanzminister Moisejew ist vorerst „die EU nach wie vor der Ansprechpartner“. (mü)

3 Kommentare

  1. Wolfsrabe sagt:

    Ich erinnere mich an mindestens einen Artikel in der ZUERST!, in dem gewichtige Stimmen aus Rußland das EU-Konstrukt korrekterweise als undemokratisch für die europäischen Völker benennt, und daß zumindest ein souveränes Deuschland sogar in Rußlands Interesse sei.

    Es widerspricht sich zwar nicht völlig mit dem jetzt gesagten, aber die EU als eine große, florierende, stabile und verläßliche Wirtschaftsmacht zu umschmeicheln, stößt mir sauer auf. Denn auch wenn die EU diese beschönigenden Adjektive verdienen sollte, so sind wirtschaftliche Punkte niemals über das Wohl der Völker Europas zu stellen!

    • Denker sagt:

      Für die Russen ist die Unabhängigkeit und Stärke Europas mindestens ebenso wichtig wie die möglichst große Souveränität Deutschlands. Das ist kein Widerspruch, denn beides sind wichtige Gegengewichte zum Hegemoniebestreben der USA. Außerdem wissen die Russen um die begrenzte Souveränität Deutschlands, wenn die Einbindung in die Europaverträge aufgegeben würde.
      Zwar nimmt die Bedeutung Chinas als Gegengewicht stetig zu, aber Russland hat vor allem Sorge um seine Westgrenze, was leider allzu verständlich ist. Und wahrscheinlich ist der Handel mit Europa trotzdem in den nächsten Jahrzehnten noch einträglicher als der mit China.
      Und solange kein wirtschaftlicher Ausverkauf stattfindet (wie zu Zeiten von DDR und Sowjetunion) oder die Demokratie unterlaufen wird (wie z.B. bei TTIP) stehen Wirtschaft und Wohl des Volkes im Einklang.

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