Auf „Brexit“ folgt „Frexit“: Marine Le Pen treibt die französischen Etablierten vor sich her

26. Juni 2016
Auf „Brexit“ folgt „Frexit“: Marine Le Pen treibt die französischen Etablierten vor sich her
International
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Foto: Symbolbild

Paris. Auch in Frankreich sind die Schockwellen des britischen „Brexit“ spürbar. Beim französischen Polit-Establishment schrillen jetzt die Alarmglocken, weil auch in Frankreich die Zahl der Austritts-Befürworter wächst und das „Frexit“-Lager in der FN-Chefin Marine Le Pen eine prominente Galionsfigur besitzt.

Erwartungsemäß präsentierte sich der Front National bei Bekanntwerden des Brexit-Ergebnisses in Siegerpose. FN-Chefin Le Pen erklärte am Freitagvormittag auf einer Pressekonferenz, der Brexit gebe ihr „zusätzliche Legitimität, die gleiche Debatte in Frankreich zu führen“. Denn: „Auch die Franzosen müssen die Wahl haben können.“

Die französischen Konservativen sind angesichts solcher Töne bemüht, sich nicht vom Front National vor sich hertreiben zu lassen und der „Frexit“-Versuchung tunlichst nicht nachzugeben. Aber hinter den Kulissen der französischen Politik macht die bange Frage die Runde, wie lange die Einmütigkeit der etablierten Pariser Politik gegen den „Frexit“ halten wird. Einer der Präsidentschaftsanwärter der Republikaner, Ex-Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire, sagt denn auch auf die Frage, wie die Franzosen heute über einen EU-Austritt Frankreichs abstimmen würden: „Ganz klar, das Nein (zur EU, d.Red.) würde siegen.“

Für Beobachter steht fest, daß die FN-Chefin den Brexit im heraufziehenden französischen Präsidentschaftswahlkampf für sich zu nutzen wissen wird. Schließlich verspricht sie als Einzige den Franzosen, in der Europafrage per Volksabstimmung entscheiden zu können. „Die Demokratie ist stärker als die Märkte“, sagt sie. Diese Formel ist verlockend – und riskant für die französischen Etablierten. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die ersten FN-Konkurrenten auf den „Frexit“-Zug aufspringen und so den Austrittsbestrebungen auch in Frankreich Auftrieb geben werden. (mü)

13 Kommentare

  1. […] Haag. Nach der französischen FN-Chefin und dem österreichischen FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Hofer hat jetzt mit dem […]

  2. edelweiss sagt:

    Alles hat seine Zeit, nicht mehr. Die Gesellschafts- und Staatsformen gingen immer dann unter, wenn sie die auftretenden Widersprüche nicht mehr lösen konnten.
    Die Stärke des dabei entstandenen Unrechts bestimmte die Art des Wechsels.
    1989 z.B. ging es nur um „Bananen + Reisefreiheit“ für 17 Mio., diesmal geht’s für ganz Europa um die nackte Existenz, die eigene Identität + wie inzwischen bekannt sogar um das Hoheitsgebiet.
    Und die Wut ist nicht vergleichbar.

  3. Reinhard sagt:

    Angeblich ist die Petition mit mehreren Milionen Unterzeichnern für eine erneute Abstimmung massiv manipuliert.
    Mal schauen was da dran ist!

  4. Eidgenosse sagt:

    Alles schön und gut – allerdings kann man sich noch nicht sicher sein, dass das UK Parlament dem Brexit auch zustimmt. Die grossen Lobbyisten aus der City drehen zusammen mit den einfältigen Schotten schon an diesem Rad. Das Parlament ist zumindest theoretisch nicht an das Votum gebunden. Allerdings weist die von allen (in UK) nun geforderte Verzögerung darauf hin, dass man die negativen Auswirkungen des Brexit zumindest zeitlich abschwächen will.
    Das alles lässt doch sehr an der Demokratie in UK zweifeln.
    Für uns ist klar, dass UK nicht Europa sondern nur diese unerträgliche EU verlassen will. Also müsste der EU klar sein, dass sie sich nach Europa zurückorientieren sollte – im Sinne der früheren EWG.
    Falls aber das Resultat des Referendums ausgehebelt werden sollte, dann knallt es zuerst in UK.

  5. keine Stimme für Alfa sagt:

    Das einzige was Hollande noch retten kann ist der Sieg Frankreichs im Endspiel
    um die EM.
    Dann ist der frz. Arbeiter wie sein Deutsches Pendent besoffen vor Freudentaumel und gibt ein wenig Ruhe.
    Auf Dauer aber versinkt die Grande Nation im Chaos.
    Sozialismus ist tot.

  6. Kettenraucher sagt:

    …..wollen wir das beste hoffen, sowohl für Frau le Pen und auch Frankreich!! 🙂

  7. Ketac sagt:

    Die Front National wird weiter zulegen, denn Kapitän Juncker und seine Leichtmatrosen aus Berlin, Paris und Brüssel wollen die ‚TitEUnic‘ unbeirrt und gegen jeden Widerstand auf ihrem Kurs halten. Die Briten kennen den Endpunkt dieses Kurses.

  8. Bert Stein sagt:

    In einem solchen Fall hat es sich mit der EU erledigt.

    • Der Rechner sagt:

      Richtig.

      Selbst Lieschen Müller wird verstehen, daß eine EU die nur noch aus Deutschland als einzigem Nettozahler und Griechenland nebst weiteren Kostgängern besteht keinerlei Sinn mehr hat.

  9. Aaron sagt:

    Natürlich soll das Volk entscheiden , auch hier bei uns in Deutschland.
    Wo ist das Problem ?
    Wir brauchen kein „Betreutes – Denken“, wir sind schon groß und können selber entscheiden was wir wollen.

    • Ein von allen Verarschter sagt:

      Gerade die, die selber Denken können, die werden unter Vormundschaft gestellt.
      Ist es was neues daß das Volk nichts zu melden hat?

      „Schließlich hat uns das Volk dafür gewählt“
      (H. Kohl zum Euro)

    • IrenePrill sagt:

      Beim bezahlen sind wir volljährig, beim entscheiden nicht? Eigentlich wollte keiner die EU!

      • Pudel Wohl sagt:

        Und warum bezahlen Sie dann noch ?
        Nix Steuern, nix GEZ, nix kommunale Gebühren.
        Die sollen für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen.
        Nicht meckern, tun !!

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