Orbán besucht Kohl: „Es geht um unsere Existenz“

21. April 2016

Ludwigshafen. Am Dienstagmittag besuchte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán Altbundeskanzler Helmut Kohl in dessen Wohnhaus in Ludwigshafen-Oggersheim. Der Altbundeskanzler übte Kritik an der Grenzöffnung durch Merkel, die den ausufernden Asyl-Ansturm 2015 auslöste.

„Die Lösung liegt in den betroffenen Regionen. Sie liegt nicht in Europa. Europa kann nicht zur neuen Heimat für Millionen Menschen weltweit in Not werden“, so Kohl im Vorwort der ungarischen Ausgabe seines Buchs „Aus Sorge um Europa“. Mit Blick auf die Auswirkungen des Asyl-Ansturms auf Deutschland mahnt Kohl: „Es geht um unsere Existenz.“

Orbán, den eine lange Freundschaft mit Kohl verbindet, trat nach dem Besuch vor die Presse. Er betonte, daß die ungarisch-deutsche Freundschaft eine „wichtige Sache“ sei, so die „F.A.Z.“. Er nutzte die Gelegenheit, Kohl für dessen Verdienste für Ungarn zu danken. „Im Namen aller Ungarn bedanke ich mich für alles, was er für uns getan hat.“ Zur Asylpolitik, in der Orbán als Widersacher Merkels gilt, wollte sich der ungarische Regierungschef vor Ort nicht äußern. Gegenüber der „Bild“-Zeitung stellte er jedoch klar, daß angesichts der nach Europa kommenden Asylantenmassen „keine rechtsfreien Räume in unseren Gesellschaften entstehen“ dürfen, „die der Radikalisierung Vorschub leisten“. Viktor Orbán beendete seine Stellungnahme mit den Worten: „Es lebe die deutsch-ungarische Freundschaft.“

Kritische Worte fand Orbán für das „Flüchtlings-Abkommen“ der Bundesregierung mit der Türkei. Der „Wirtschaftswoche“ sagte der ungarische Regierungschef: „Wir sind der Türkei ausgeliefert. Die Sicherheit der Europäischen Union darf sich nicht in der Hand einer Macht außerhalb der EU befinden.“ (ag)

 

Bildquelle: Wikimedia/European_People´s_Party/CC_BY_2.0

3 Kommentare

  1. Meier sagt:

    Wo Kohl recht hat, hat er recht. Trotzdem hat er einen riesengroßen Fehler gemacht. Er hätte 1990 die SED Nachfolgeorganisation PDS verbieten und deren Parteivermögen ersatzlos einziehen sollen. Der zweite Fehler war, nicht erkannt zu haben, wer ihm da mit da vom Osten unter gejubelt wurde. Während alle Welt bezüglich Stasi Zeder und Mordio schrie, landete die Stasi den Coup ihres Lebens.

  2. Manfred sagt:

    „Es lebe die deutsch-ungarische Freundschaft.“

    ——————-

    Das hört sich ja schon fast so ähnlich an wie „Es lebe der Kaiser“.

    Deutschland-Österreich-Ungarn?

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