Vor AfD-Bundesparteitag: „Streit? Fehlanzeige!“ – ZUERST! im Gespräch mit den Vorsitzenden der Jungen Alternative

28. November 2015
Vor AfD-Bundesparteitag: „Streit? Fehlanzeige!“ – ZUERST! im Gespräch mit den Vorsitzenden der Jungen Alternative
National
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Foto: Symbolbild

Alternative für Deutschland: Warum die liberalkonservative „Doppelspitze“ bei der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ (JA) funktioniert. ZUERST! im Gespräch mit den beiden Vorsitzenden Sven Tritschler und Markus Frohnmaier

Die etablierten Medien berichten frohlockend über eine neue „Krise“ in der AfD. Der Grund: der angeblich tiefe Graben zwischen dem Thüringer AfDFraktionsvorsitzenden Björn Höcke und den Parteivorsitzenden Frauke Petry und Jörg Meuthen. Ist da etwas dran?

Tritschler: Es gab unterschiedliche Auffassungen über den Kommunikationsstil. So etwas wird es immer wieder geben. Was wir aber gesehen haben, ist, daß die AfD nach dem Essener Parteitag erwachsener geworden ist. Man kommuniziert intern und steht nach außen zusammen.

Es kommt bei der AfD auch immer wieder zu Einmischungen „von außen“. Junge-Freiheit-Chefredakteur Dieter Stein, der zu den lautesten Unterstützern von Bernd Lucke gehörte, macht jetzt Stimmung gegen Björn Höcke. Wie werden solche Wortmeldungen in der Partei wahrgenommen?

Frohnmaier: Stein hat sich bei der versuchten Zerschlagung der AfD als Protegier von Bernd Lucke mit diesem gemein gemacht. Wir haben das nicht vergessen. Ich würde mir wünschen, daß sich Dieter Stein auf seine liberale Wochenzeitung konzentriert und sich aus den Angelegenheiten der Partei heraushält.

(…)

Herr Tritschler, Sie bezeichnen sich als „Liberaler“, während Markus Frohnmaier als „Konservativer“ gilt. Knallt es zwischen Ihnen beiden auch öfter mal? 

Tritschler: Es läuft viel besser, als wir es erwartet haben. Eine Doppelspitze erfordert viel Kommunikation und Vertrauen. Kommunikation hatten wir von Anfang an, und Vertrauen ist inzwischen gewachsen. „Geknallt“ hat es noch nicht, und ich gehe auch nicht davon aus, daß es „knallen“ wird, was auch daran liegt, daß wir keine Hardliner sind. In manchen Dingen habe ich sogar konservativere Positionen als Markus, zum Beispiel bei der Wehrpflicht.

Frohnmaier: Es gab anfänglich innerhalb der Lager gewisse Vorbehalte gegenüber dem „Experiment“ Doppelspitze. Aber ich glaube, der Erfolg spricht mittlerweile ziemlich deutlich für diese Lösung. Die JA hat endlich zur Ruhe gefunden. Sven und ich haben sie gemeinsam mit unserem Vorstand konsolidiert, die Aktivität erhöht und die Austritte nach Essen ausgeglichen. Streit? Fehlanzeige! Der „erste Zauber“ in dieser Beziehung ist vorbei, und wir verstehen uns noch immer.

Während man immer wieder über Konfl ikte in der AfD liest, scheint es in der Jugendorganisation weitestgehend harmonisch zuzugehen. Was ist Ihr „Geheimrezept“?

Tritschler: Wir haben das alles hinter uns. Was Grabenkämpfe angeht, stehen wir der AfD in nichts nach. Bei der Versöhnung hat uns unfreiwillig Bernd Lucke geholfen, der versucht hat, uns zu beseitigen, und es fast geschafft hätte. An der Stelle haben wir uns zusammengerauft.

Frohnmaier: Die Konflikte in der JA wurden zeitweise deutlich härter als in der AfD ausgetragen. Das war für beide Lager sehr zermürbend, zumal Sven und ich auch innerhalb der AfD in die Auseinandersetzungen verstrickt waren. Als Bernd Lucke unseren Jugendverband zerschlagen wollte, war aber klar, daß wir uns zusammenraufen müssen. Wir haben beide unheimlich viel Zeit, Energie und Leidenschaft in das Projekt JA gesteckt. Nur gemeinsam konnte die JA verteidigt werden. Wir haben uns dann zum Pastakochen in Tübingen verabredet und lange miteinander gesprochen.

Sie waren beide im Oktober als Gäste der FPÖ in Wien am Sonntag der Landtagswahlen. Ist das ein Signal? 

Tritschler: Markus und ich sind ziemlich viel unterwegs. Die Nachbarn freuen sich alle, daß es in der Bundesrepublik Deutschland endlich eine ernstzunehmende EU-kritische Partei gibt, und da wird man eingeladen. Und es schadet nicht, sich bei den erfolgreichen Nachbarn was abzuschauen. Außerdem sind wir beide schon von jeher große Fans von Jörg Haider.

Frohnmaier: Von HC Strache und der FPÖ lernen, heißt siegen lernen. Und die AfD muß noch eine ganze Menge lernen, insofern war das für uns eine tolle Möglichkeit, einen Abend bei Freunden zu verbringen.

Das kommende Jahr wird mit insgesamt fünf Landtagswahlen ein Superwahljahr. In den Umfragen verbessert sich die AfD immer weiter. Die etablierten Parteien und Medien – leider sogar die Junge Freiheit – setzen auf innerparteilichen Streit. Der könnte die AfD aber empfindlich schwächen. Wie steht es um Ihren Zusammenhalt in der Partei?

Tritschler: Tatsächlich können wir uns nur selbst im Wege stehen, und natürlich ist bei einer jungen Partei vieles noch nicht so stabil wie bei den Altparteien. Ich schätze die offene Debattenkultur bei uns, aber wir brauchen auch Parteidisziplin. Das könnten wir uns mal bei den Linken abschauen: Man darf sich kloppen, aber wenn Wahlen sind, dann haben alle dasselbe Ziel.

Frohnmaier: 2016 werden wir die AfD gemeinsam im Parteiensystem der Republik verankern.

Herr Tritschler, Herr Frohnmaier, vielen Dank für das Gespräch. 

Seit Ende Mai 2015 sind Sven Tritschler, geboren 1981 in Waldkirch im Breisgau, und Markus Frohnmaier, geboren 1991 in Craiova (Rumänien), die beiden Sprecher der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ (JA). Vor der Wahl gab es in der JA Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Flügeln. Sven Tritschler gilt als Liberaler, Markus Frohnmaier als Vertreter des konservativen Flügels.

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6 Kommentare

  1. Karl sagt:

    Das Stein sich hier so für Luke eingesetzt hat war ein Fehler den es zu revidieren gilt. Er War es im Enteffekt nicht wert. Dessen Ego war mindestens doppelt so gross wie der ganze Mann.
    Als langjähriger Leser bemerkt man so einige Krücken die ab und zu in der JF zum Vorschein kommen.
    Wenn es um Russland und die DDR geht kommt der alte Antikommunismus zum Vorschein.

  2. normalo sagt:

    Sehe ich genau so.

  3. Der Rechner sagt:

    Klar – Petry gegen Höcke auszuspielen ist jetzt der Wunsch der Systemparteien.

    Wobei Höcke als rechtsradikaler Buhmann aufgebaut wird.

    Bis jetzt sieht es nicht so aus, als ob Petry darauf hereinfällt.

    Tatsache ist – die derzeitige Popularität der AfD ist überwiegend auf das Asyl-Thema und Höckes Auftritte in Erfurt zurückzuführen.

    Wer lieber einen professoralen Währungspolitikverein möchte, ist wohl bei Luckes Alfa besser aufgehoben.

    • Deutscher Patriot sagt:

      Dein dritter Satz:

      Frau Petry ist doch schon darauf hereingefallen. Dem Rest stimme ich zu. Und einzig und allein Björn Höcke ist für mich der glaubhafte Mann da. Und glaubhaftester, deutscher Patriot. Vielleicht ist es auch bei ihm nur gespielt, dann aber richtig gut…. eben glaubhaft.

  4. olli sagt:

    Falls so etwas wie ein demokratisches, auf Parteien, Parlamente UND direkte Volksbefragungen / Plebisziten basierendes demokratisches System in Deutschland noch eine Zukunft haben sollte (und ich hoffe das noch inständig), dann seit ihr von der AfD meine allerletzte Hoffnung. Verspielt sie nicht in Machtspielchen oder persönlichen verletzten Eitelkeiten! Redet mit- und nicht übereinander!

    Eine 1848er Forderung war auch die Volksbewaffnung (warum wohl? Damit nie wieder ein feudales System entstehen kann, die Schweizer haben das noch!), werft das mal in den demokratischen Diskurs, vor allem wg. der derzeitigen Volksentwaffnungskampagne von Teilen der EU-Kommission!

    Grüsse aus Frankfurt am Main, der Hauptstadt (des Verbrechens, leider)

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