Ärger wegen Luftangriffen: Washington sieht sich von Moskau „überrumpelt“

1. Oktober 2015
Ärger wegen Luftangriffen: Washington sieht sich von Moskau „überrumpelt“
International
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Foto: Symbolbild

Bagdad. Die ersten russischen Luftschläge gegen den „Islamischen Staat“ (IS) in Syrien haben prompt zu neuen Problemen zwischen Moskau und Washington geführt. Die USA fühlen sich offenbar überrumpelt. Ein hochrangiger US-Vertreter berichtete, US-Außenminister John Kerry habe die Angriffe bei einem Gespräch mit seinem Moskauer Amtskollegen Sergej Lawrow als „kontraproduktiv“ bezeichnet. Das russische Vorgehen laufe dem Bemühen zuwider, einen militärischen Zusammenstoß von Flugzeugen verschiedener Länder in Syrien zu vermeiden.

Konkret sieht man sich in Washington durch den kurzen zeitlichen Vorlauf überfahren. Aus dem US-Außenministerium verlautete dazu: „Ein russischer Vertreter in Bagdad informierte heute Morgen das Personal der US-Botschaft, daß russische Militärflugzeuge heute mit Anti-IS-Einsätzen über Syrien beginnen würden.“ Diese Vorwarnung sei etwa eine Stunde vor dem ersten Luftangriff erfolgt: Ein russischer General sei aus einem Geheimdienstzentrum in der irakischen Hauptstadt über die Straße zur US-Botschaft gegangen und habe dort mündlich über die bevorstehenden Luftangriffe informiert. Der russische Vertreter soll dabei auch gesagt haben, „daß US-Flugzeuge den syrischen Luftraum während dieser Einsätze meiden“ sollten.

Auch die NATO kritisierte das Vorgehen Rußlands umgehend – und ließ sich dabei unfreiwillig in die Karten schauen. Die Kritik aus Brüssel richtet sich nämlich nicht gegen die militärische Seite der Angriffe. Vielmehr sei die Unterstützung für Machthaber Baschar al-Assad „nicht konstruktiv“, sagte ein hochrangiger NATO-Mitarbeiter: „Assad ist Teil des Problems.“

Washington muß sich angesichts der massiven militärischen Unterstützung Rußlands an der Seite Assads um die Früchte seiner jahrelangen Bemühungen gebracht sehen, den syrischen Präsidenten zu stürzen. (mü)

5 Kommentare

  1. vratko sagt:

    Wie kann sich denn ein Land wie das der unbegrenzten Unmöglichkeiten, welches ja sonst jeden noch so stillen Furz registriert, sich überrumpelt fühlen??

    Go Home, Ami, go Home!!!

  2. Helga Müller sagt:

    Gott schütze Wladimir Putins Russland.
    Die amerikanisierten Kriegstreiber werden irgendwann von allen Menschen durchschaut sein.
    Gottes Mühlen mahlen langsam aber gerecht!

  3. Der Rechner sagt:

    Assad ist Teil des Problems?

    Selten so gelacht! (oder eher geweint)

    Die USA und Saudiarabien sind das Hauptproblem. Denn sie haben die sunnitische Revolte erst losgetreten.

    Der ehemalige Augenarzt Assad ist nur aus dynastischen Gruenden ueberhaupt Praesident geworden.

  4. A.S. sagt:

    Kerry sieht immer schlechter aus und Obama wird immer blasser.
    Scheinbar schwant es hinter den Kullissen den Geschäftsführern der VSA, dass es jetzt Schlag auf Schlag für sie rückwärts gehen könnte und das es bald Schluss sein könnte, mit „der einzigen Weltmacht.
    Ein paar Geheimdienst-Teufeleien und sonstige Bosheiten, haben sie aber sicherlich noch in petto.

  5. Eidgenosse sagt:

    Wenn die USA ihre Einsätze davon abhängig machen unliebsame „Personen“ zu stürzen oder anderweitig abzuservieren, dann stellt sich die Frage, welche Kriterien diesen Vorhaben zugrunde liegen. Sofern es sich um Dikatoren oder Despoten handelt, so müssten die USA zunächt einmal das Regime in Riad ablösen. Auch Bahrein oder Katar wären ganz gut geeignet als Ziel solcher Vorhaben. Es liessen sich in der Nahost-Region noch einige andere finden. Auch China ist nicht gerade eine Musterdemokratie.
    Es geht also immer darum, ob die jeweiligen Despoten oder Dikatoren den leicht durchschaubaren Interessen der USA nützen oder schaden. Das jeweilige politische System ist dabei völlig egal.
    Wieso soll also ausgerechnet Assad gestürzt werden? Offensichtlich deshalb, weil Assad schon lange auf die russisch-iranische Karte gesetzt hat. Im Übrigen wäre Iran am ehesten geeignet, den IS-Spuk zu beenden und zwar schnell. Das wollen die USA aber nicht und daran wird klar, dass die USA die realen Kriegstreiber sind. Iran, Irak, Syrien – alle wollen Frieden und es gibt dabei nur einen Spielverderber: die Despoten und Waffenproduzenten in den USA und ihre Helfershelfer in der Region oder auch in Europa. Wer schiesst im Jemen auf wen?

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