Syrien/Irak: 720 Islamisten ausgereist – Behörden gehen von über 20 Selbstmordattentätern aus

31. Juli 2015
Syrien/Irak: 720 Islamisten ausgereist – Behörden gehen von über 20 Selbstmordattentätern aus
International
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Foto: Symbolbild

Berlin/Damaskus/Bagdad. Die Zahl der Islamisten, die von Deutschland aus nach Syrien und in den Irak ausgereist sind, ist erneut gestiegen. Wie der „Spiegel“ berichtet, geht das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) inzwischen von mehr als 720 Personen aus.

Auch die Zahl der Getöteten ist offenbar angestiegen. Die Behörden rechnen mit rund hundert Islamisten aus Deutschland, die im Einsatz für Milizen wie den Islamischen Staat (IS) gestorben sind. Verfasssungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen sagte, man wissen inzwischen außerdem „von über 20 Selbstmordattentätern, die auf diese Weise vom IS verheizt wurden.“ Zuletzt wurde von rund 700 Ausgereisten, mindestens 90 Getöteten und 13 Selbstmordattentätern ausgegangen.

Zum Hintergrund: Seit 2011 kämpfen Armee und Rebellen um die Vorherrschaft im Mittelmeerland Syrien. Ende 2013 wurde die Zahl der Rebellen auf etwa 100.000 geschätzt, rund die Hälfte davon gehörte zum selben Zeitpunkt sunnitischen Islamisten-Milizen wie der Jabhat al-Nusra oder dem auch grenzübergreifend im Irak aktiven Islamischen Staat (IS, vormals Islamischer Staat im Irak und Syrien, ISIS) an. Seit September 2014 wird allein für den IS von 31.500 bis 50.000 Kämpfern ausgegangen, rund 15.000 davon stammen nach Berechnungen der UN vom Herbst 2014 aus dem Ausland. Die EU schätzte Anfang 2015, daß bis zu 6.000 Personen aus EU-Staaten ausgereist sind, während die spanische Polizei zeitgleich von mindestens 30.000 Ausreisen aus der EU ausging. Finanzielle Unterstützung bekommen die Islamisten vornehmlich aus Saudi-Arabien, das als Verbündeter der USA an einer Schwächung des Iran interessiert ist, welcher wiederum auf der Seite Syriens und des Irak steht und finanzielle und militärische Unterstützung gewährt. Aus Deutschland sind mindestens 720 Kämpfer – zumeist Personen ausländischer Abstammung, aber auch Konvertiten – nach Syrien und in den Irak ausgereist. Etwa 100 von ihnen sind in Gefechten von der syrischen und irakischen Armee, der jeweiligen Regierung nahestehenden Milizen, kurdischen Verbänden, rivalisierenden islamistischen Gruppierungen oder bei Luftschlägen der internationalen Anti-IS-Koalition getötet worden. Der bekannteste davon war der ehemalige U18-Fußballnationalspieler Burak Karan. Inzwischen agieren die Ausgereisten in dem Krisengebiet nicht mehr nur als Kämpfer, sondern auch als Selbstmordattentäter: In mindestens 20 Fällen sprengten sich aus Deutschland ausgereiste Islamisten in die Luft. Es wird befürchtet, daß in den Konflikten weiter radikalisierte Kämpfer nach ihrer Rückkehr Terroranschläge auch in Deutschland planen könnten. (lp)

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