Buchbesprechung: „Goldgrund Eurasien“ von Dimitrios Kisoudis

5. Juni 2015
Buchbesprechung: „Goldgrund Eurasien“ von Dimitrios Kisoudis
Kultur & Gesellschaft
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Foto: Symbolbild

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion rief man im Westen euphorisch das Ende des Kalten Krieges, ja das „Ende der Geschichte“ aus. 25 Jahre später ist offen erkennbar, daß die Geschichte weitergegangen ist und ein neuer Kalter Krieg die Welt in Atem hält.

Die ideologischen Vorzeichen haben sich jedoch gewandelt: Heute ist der Osten, das heißt Rußland liberal und der Westen sozialistisch. Moskau pflege den autoritären Liberalismus und verteidige die Traditionen, während im Westen Geldsozialismus und Dekonstruktion herrschten. Diese Aussage unterfüttert der Autor mit einleuchtenden Belegen.  Im Westen ergehe man sich in Kulturbeliebigkeit, im Genderwahn und – im Hinblick auf angeblich drohende Klimakatastrophen – sogar in Planwirtschaft. Rußland unter Präsident Putin stehe im engen Schulterschluß mit der orthodoxen Kirche, fördere die Mehrkinderfamilie und gewähre wirtschaftliche Liberalität mit geringer Staatsquote und einem allgemeinen Einkommensteuersatz von nur 13 Prozent. Kisoudis plädiert dafür, das Angebot Moskaus zur Zusammenarbeit mit einer Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft ernst zu nehmen. Europa brauche die Energiequellen des Ostens, während Rußland das technische Wissen des Westens benötige. Allerdings  könne, wenn Europa nicht aufpasse, bald China seinen Part übernehmen. Die USA sehen das russische Werben um Europa mit Sorge, denn Washington weiß spä testens nach Zbigniew Brzezinskis Buch The Grand Chessboard, daß – sollte „Eurasien“ Wirklichkeit werden – die US-Hegemonie an ihr Ende gekommen ist. Mit seinem spannend zu lesenden Essay legt der Verfasser eine faszinierende Zusammenschau von Geopolitik, Wirtschaftstheorie und Gesellschaftsgeschichte vor, die gerade jetzt im Kulminationspunkt der Ukraine-Krise tagesaktuelle Bedeutung gewinnt. (oh)

Dimitrios Kisoudis. Goldgrund Eurasien: Der neue Kalte Krieg und das Dritte Rom. 120 S., Pb., € 14,–. Waltrop: Edition Sonderwege, 2015.

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