„Es sterben zu viele Zeugen“: Politikwissenschaftler Funke kritisiert NSU-„Aufklärung“

31. März 2015
„Es sterben zu viele Zeugen“: Politikwissenschaftler Funke kritisiert NSU-„Aufklärung“
National
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Foto: Symbolbild

München/Karlsruhe. Der Politikwissenschaftler Hajo Funke hat vor dem Hintergrund des jüngsten Todesfalls einer Zeugin im NSU-Komplex in Baden-Württemberg den dortigen Innenminister Reinhold Gall (SPD) kritisiert.

„Es sterben zu viele, die Zeugen sind, Zeugen waren oder Zeugen sein könnten“, sagte er „Mitteldeutschen Zeitung“. „Und es gibt zu viele Zufälle.“ So sei ungeklärt, warum 2007 die Polizistin Michèle Kiesewetter sterben musste. Es sei ungeklärt, was in Stuttgart mit dem Zeugen Florian H. geschah, der in seinem Auto verbrannte. Und jetzt sei ungeklärt, wie seine 20-jährige Ex-Freundin umkam. Sie hatte in der vorigen Woche einen Motorradunfall, erlitt dabei eine Knieprellung und starb nach jetzigen Angaben der Staatsanwaltschaft an einer Lungenembolie. Funke fügte hinzu, es gebe zudem Hinweise auf Verflechtungen zwischen dem Ku-Klux-Klan und der baden-württembergischen Polizei – „und zwar durch einen zentralen V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz organisiert, durch Thomas Richter alias ‚Corelli'“ – der ebenfalls tot ist und angeblich an einer nicht erkannten Diabetes starb. „Wir haben eine Überlappung von staatlichen Skandalen“, glaubt der Berliner Politikprofessor. Und wenn man die Sicherheit nicht weiter gefährden wolle, dann müsse man handeln. Hauptzuständig dafür sei Gall. „Er ist verpflichtet, systematisch aufzuklären, was nicht aufgeklärt ist. Sonst soll er zurück treten.“ (lp)

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