Von nationalem Selbsthaß: 25 Jahre Mauerfall und kein Ende des deutschen Schuldkults

21. November 2014
Von nationalem Selbsthaß: 25 Jahre Mauerfall und kein Ende des deutschen Schuldkults
Manuel Ochsenreiter
3
Foto: Symbolbild

Am 9. November feierten wir das 25jährige Jubiläum des Falls der Mauer. Berlin hat sich für diesen Tag mächtig in Schale geworfen, geboten wurde am Abend eine spektakuläre Lichtschau, Peter Gabriel, Udo Lindenberg und Daniel Barenboim mit der Staatskapelle Berlin sorgten dafür, daß beim sogenannten „Bürgerfest“ am Brandenburger Tor Musik gespielt wurde. Dazwischen gab es noch „Breakdance-Performance“ auf der Bühne. Im Großen und Ganzen also ein typisches „Event“, welches den dramatischen Ereignissen des 9. November 1989 kaum gerecht wurde. Aber wir sind ja chronisch daran gewöhnt, daß die Erinnerungskultur in Deutschland von offizieller Seite nur dann angemessen gepflegt wird, wenn es um „deutsche Schuld“ geht.

Im Vorfeld der Feierlichkeiten zum Mauerfall kam es aber doch zu einem lupenreinen Schuldkult-Vorfall: Unter der Regie linker deutscher Asyl-Lobbyisten montierten einige afrikanische illegale Einwanderer 14 weiße Gedenkkreuze für die Maueropfer ab. Angeblich, um die Kreuze an die EU-Außengrenzen nach Spanien, Bulgarien und Griechenland zu bringen, aus Solidarität mit Flüchtlingen, die „durch die EU-Außenmauern sterben“ müßten, so die Initiatoren der Aktion. Auf der Netzseite des Spiegel wurde die Aktion groß gefeiert, auch andere etablierte Medien sprangen auf den Zug auf, und lobten den „Mut“ der Asyl-Aktivisten. Politiker aus der Linkspartei und von den Grünen freuten sich über den Kreuzklau von Berlin. Schließlich gehe es darum, die „Festung Europa“ endlich zu „knacken“ und die Grenzen für einen ungebremsten Migrantenstrom zu öffnen. So weit, so wirr.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, was jene „Offene Grenzen“-Aktivisten 1989 getrieben haben, als die DDR kollabierte. Bereits vor dem 9. November stimmten Massen an DDR-Bürgern mit den Füßen ab und flüchteten in den Westen. Die westdeutsche Linke pflegte damals alles andere als die heute vielgepriesene „Willkommenskultur“. „Die Front der Flüchtlingsfeinde reicht von kommunistischen Sektierern über alternative Abgeordnete bis hin zu strammen SPD-Linken“, schrieb der Spiegel damals. In der KP-Zeitschrift Arbeiterkampf hieß es zum gleichen Thema: „Euch hätten wir gleich auf dem Bahnsteig gern die Fresse poliert.“ Bei den Grünen war damals die Aversion gegen DDR-Flüchtlinge besonders ausgeprägt. Der Spiegel zitiert ein Mitglied der Grün-Alternativen Liste Hamburgs: „Die Zonis küssen ja den BRD-Boden wie der Papst!“ Und der damalige nordrhein-westfälische Arbeitsminister Hermann Heinemann (SPD) sprach öffentlich von einer „Verhätschelung“ der DDR-Flüchtlinge und bediente ein Ressentiment, das man heute nur allzugerne „Rechten“ zuschreibt: Westdeutsche Arbeitslose müßten „mit Bitterkeit“ registrieren, daß den DDR-Flüchtlingen Arbeitsplätze „auf dem goldenen Tablett“ serviert würden.

Was können wir daraus lernen? Es geht diesen Propagandisten nicht etwa um menschliche Schicksale, nicht um politische Verfolgung und nicht um die Linderung der Not in der Welt. In nationalem Selbsthaß geht es ihnen ausschließlich darum, durch Überfremdung die Identität Europas und Deutschlands zu zerstören. Wenn sich Haß als Menschlichkeit und Nächstenliebe tarnt, ist er besonders zynisch und entlarvt seine Protagonisten.

Manuel Ochsenreiter ist Chefredakteur des Deutschen Nachrichtenmagazins ZUERST!

Schreibe einen Kommentar

Die maximale Zeichenanzahl bei Kommentaren ist auf 2000 begrenzt.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.