Bielefeld. Das reihenweise Ableben wichtiger Zeugen im Prozeß gegen den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) geht weiter.
Wie das Bundesamt für Verfassungsschutz vergangene Woche dem Parlamentarischen Kontrollgremium des Bundestags mitteilte, wurde der ehemalige V-Mann Thomas R. Ende März leblos in einer Wohnung in Bielefeld aufgefunden. Unter dem Decknamen „Corelli“ hatte der 39-Jährige laut einem Bericht des „Spiegel“ den Verfassungsschutz jahrelang mit Informationen versorgt, zeitweise auch in Bezug auf den NSU. Im September 2012 wurde R. enttarnt und in ein Zeugenschutzprogramm genommen. Im Ermittlungsverfahren gegen den NSU vor dem Münchener Landgericht mußte er bis zu seinem Tod zwei Mal als Zeuge aussagen, da sein Name auf einer 1998 sichergestellten Telefonliste des NSU-Mitglieds Uwe Mundlos gestanden hatte und er ein Szene-Magazin unterstützt hatte, das vom NSU mit einer Geldsprende bedacht wurde. In den Vernehmungen vor Gericht stritt R. Kontakte zum NSU ab, berichtete jedoch über seine Mitgliedschaft in einem Ableger des US-amerikanischen Ku-Klux-Klan in Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg).
Erst Ende 2013 war in Stuttgart ein 21 Jahre alter Zeuge ums Leben gekommen. Wenige Stunden, bevor ihn Beamte des Staatsschutzes über seine Verbindungen in die Szene befragten wollten, soll sich Florian H. in seinem Auto aus Liebeskummer verbrannt haben. Einen Abschiedsbrief gab es jedoch nicht, außerdem hatten Zeugen eine Explosion beobachtet, kurz nachdem der 21-Jährige in sein Auto eingestiegen war. Erst danach habe das Fahrzeug Feuer gefangen und sei ausgebrannt.
Explodierter Unterschlupf des NSU in Zwickau (Foto: Wikimedia/André Karwath aka Aka, CC BY-SA 2.5)
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