Geschichte: An der ukrainischen Frage entzündete sich schon einmal ein europäischer Konflikt

7. April 2014
Geschichte: An der ukrainischen Frage entzündete sich schon einmal ein europäischer Konflikt
Geschichte
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Foto: Symbolbild

Berlin/Kiew/Moskau. Einen Tag nach ihrem Warschau-Besuch am 12. März 2014 verkündete die Bundeskanzlerin Angela Merkel, daß eine militärische Option gegen Rußlands Vorgehen auf der Krim nicht denkbar sei.

Hat die Bundeskanzlerin die NATO-Bomberflotten im polnischen Luftraum übersehen, oder brachte sie in ihrer Funktion als „EU-Posaunenengel“ nur falsche Töne hervor, um das Säbelrasseln der Europäischen Uneinigkeit zu übertönen? Sollte sich die Geschichte dort wiederholen, wo sie schon einmal begonnen hat, dann wäre es an der Zeit, die Geschichte auch richtig und historisch belegbar aufzuarbeiten. Das gilt auch dann, wenn das Resultat der Historie, wie im Falle Polens, nicht immer günstig und im Sinne einer politisch einseitigen Opferrolle ausfällt. Klar und deutlich gesagt, man sollte nicht länger verhindern, auch das zu sagen, was dem befreundeten Image schadet, und den damit verbundenen Maulkorb als einseitig, nämlich „politisch korrekt“ darzustellen. Das bedeutet auch, daß alte Rechnungen und ethnische Konflikte nicht länger einem verabredeten „Gefälligkeitsvergessen“ unterliegen.

Halten wir uns an die Fakten: Nach den Kriegswirren des Ersten Weltkrieges und der Jahre 1920/21 besetzte Polen mit militärischer Gewalt unter anderem auch weite Teile der zu Rußland gehörenden Ukraine. Im Zuge des Deutsch-Sowjetischen Paktes vom August 1939 und der in diesem Zusammenhang erfolgten Militäraktionen im September 1939 in Polen wurden diese Gebiete wieder an die zu jenem Zeitpunkt zu Rußland gehörende Ukraine angegliedert. 1945 blieben diese Gebiete bei Rußland, und Polen bekam diesen einstigen völkerrechtwidrigen Raub auf Kosten Deutschlands und damit auf Kosten von 12 Millionen heimatlos, eigentumslos und vogelfrei gemachten deutschen Menschen ersetzt, ohne dem einzelnen eine individuelle Schuld nachweisen zu müssen – ein völkerrechtswidriger Akt, der zu den schäbigsten, von Rassismus getragenen und menschenverachtendsten Handlungen gehört, die mit dem Segen der EU und der NATO legalisiert und mit dem Mittel des ewigen Schweigens zur Erledigung abgelegt werden sollten.

Nun hat die Geschichte den Ort in der Region erreicht, wo alles begann, und das Heulen der NATO-Jagdbomber soll Frau Merkel bei ihrem Besuch in der Region nicht gehört haben? Nur ist Rußland heute nicht mehr wehrlos wie 1921, und das russische Volk ist nicht so vergeßlich wie das deutsche. Das russische Volk hat eine Würde und erinnert sich besonders nachhaltig an „Geschenke“, die, mit russischem Blut getränkt, die Geschichte ihres eigenen Landes begleitet haben. Die Bundeskanzlerin hat in Moskau studiert, sie müßte die russische Seele sehr gut kennen und sollte sich – auch zum Wohle des eigenen Volkes – endlich darauf besinnen. Völker werden von oben regiert und an der Basis sprachlos gemacht, das gilt für alle Völker dieser geschundenen und besonders politisch mißbrauchten Erde.

Wer konnte – trotz Demokratie – in der Bundesrepublik den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan verhindern, obwohl mehr als 80 Prozent der Bevölkerung dagegen waren? Oder wer konnte die blitzartige „Diätenerhöhung“ der Bundestagsabgeordneten verhindern, die pro Kopf und Monat 900 Euro beträgt und einen Erhöhungs-Betrag darstellt, von dem ein nicht geringer Teil des Volkes als Gesamteinkommen einen ganzen Monat leben muß, während eine Lohnerhöhung an der Basis um 3,5 Prozent von „oben“ gleichzeitig als überzogen abgelehnt wird?

Auch im Angesicht historischer Wiedergeburten versuchen politische „Posaunenklänge“, die Proteste des Volkes unhörbar zu machen. Hüten wir uns vor den falschen Tönen.

Dieser Artikel erschien zuerst in „Der Schlesier“.

Foto: Wikimedia/Vladimir Yaitskiy, CC BY-SA 2.0

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